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- 3 - aus Leo Tolstoi: Die Kreutzer-Sonate


Nach diesem Presto spielten sie das zwar schöne, aber nicht besonders interessante Andante mit den abgeschmackten Variationen und das ganz schwache Finale. Dann spielten sie noch auf Bitten der Gäste ein schwermütiges Lied von Ernst und noch allerlei kleinere Stücke.

Alles das war ganz hübsch, aber es brachte in mir nicht den hundertsten Teil des Eindrucks hervor, den das erste Stück gemacht hatte.

Den ganzen Abend war mir leicht ums Herz und ich war heiter.

Noch nie aber hatte ich meine Frau so gesehen wie an diesem Abend. Diese blitzenden Augen, dieser wundervolle, selbstbewußte Ausdruck während ihres Spiels und dieses völlige Aufgehen darin - dieses heitere, glückselige Lächeln nach beendetem Spiel, das alles sah ich, schrieb ihm aber keine andere Bedeutung zu als die, daß sie dasselbe empfand wie ich, daß auch in ihr, wie in mir, neue, ungekannte Gefühle sich regten.


Ich war den ganzen Abend fast gar nicht eifersüchtig. In zwei Tagen sollte ich zu der

Adelsversammlung abreisen, und als Truchatschewski Abschied nahm und alle seine Hefte zusammenpackte, fragte er mich, wann ich zurückkommen werde, da er vor seiner Abreise sich von mir verabschieden wolle.

Daraus konnte ich schließen, daß er es nicht für zulässig halte, in meiner Abwesenheit mein Haus zu besuchen, und das war mir angenehm.

Es stellte sich heraus, daß ich kaum vor seiner Abreise zurückkehren werde, so daß wir endgültig voneinander Abschied nahmen.

Zum erstenmal drückte ich ihm mit aufrichtigem Vergnügen die Hand und dankte ihm für den Genuß, den er uns bereitet hatte.

Er nahm gleichfalls endgültig Abschied von meiner Frau. Die Art und Weise, wie er sich von ihr verabschiedete, erschien mir ganz natürlich und den Umständen angemessen.

Es war alles sehr schön und in bester Ordnung.

Meine Frau und ich, beide waren wir mit diesem Abend sehr zufrieden. Im vollsten Einverständnis unterhielten wir uns noch von den Eindrücken, welche das Musizieren hervorgebracht hatte, und unser Verhältnis zueinander war an diesem Abend so vertraut und freundschaftlich, wie es in der letzten Zeit selten gewesen war.





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