aus: Paul Lascaux, Totentanz - Der härteste Schlag

Nach einem kurzen Solo und dem letzten harten Schlag brach am 11. Juni 1994 unter dem Applaus des Publikums der Schlagzeuger James "Dirty" Trigger über den Bass-Drums zusammen. Der Bassist, der das Thema aufgenommen hatte, spielte unbeirrt weiter, die Gitarristin griff resolut in die Saiten. Erst als der Sänger verwirrt um sich schaute und die Rhythmusvorgabe des Schlagzeugs vermisste, zerfransten die Melodielinien. Man vernahm Pfiffe aus dem Saal, dann beendete "High Heel Walking Without Nets", die mittelmässig bekannte, traditionell instrumentierte Heavy Metal-Band, ihren Auftritt.

Das Mikrophon in seiner Hand war noch auf volle Lautstärke eingeschaltet. So erschreckte der Sänger mit seinem Schrei das ganze Auditorium. Die Vordersten sahen das Blut, das von der Basstrommel nach unten auf das Holz fiel. Das langsame Tropfen wurde vom Bodenmikro in den Saal verstärkt.

Der Beleuchter erbarmte sich und löschte alle Scheinwerfer; doch der Mixer am Sounddesk, der gerade einen Joint reinzog, schob in seiner Verwirrung die Lautstärkeregler nach oben statt nach unten.

Deshalb wurde das Chaos auf der Bühne, das Schreien, Rennen, Umstossen von Gegenständen, das Kreischen der Gitarre, auf die jemand getreten war, die umstürzenden Schlagzeugteile, der ganze Lärm in Konzertlautstärke übertragen.

Langsam gerieten die Zuschauer darüber in Aufregung. Von der Tanzfläche um die Bühne herum suchten sie bereits die Ausgänge, die nur mit kleinen Leuchtschildchen beschriftet waren. So stürzten die ersten über die Beine der auf den hinteren Rängen Sitzenden und kamen erst wieder auf die Füsse, wenn ihnen bereits jemand auf die Waden oder auf die Finger getreten war.

Das Durcheinander wuchs, Panik brach aus. Die Masse drängte durch die oberen Stuhlreihen oder über die Lehnen. Als endlich das Saallicht anging, konnten sich die Gestürzten glücklicherweise in Sicherheit bringen. Die ganze Bewegung kam zu einem Stillstand.

Endlich gelang es dem Toningenieur, den infernalischen Lärm abzustellen. Für einen Augenblick herrschte Totenstille.