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aus: Batya Gur, Das Lied der Könige

     mit freundlicher Genehmigung des Verlags Wilhelm Goldmann, München


»Warum rufst du ihn nicht rein, damit er es sich ansieht?«

»Ich hole ihn gleich«, sagte Michael und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Auf einmal verstehe ich, daß sie es tatsächlich sein könnten. Großer Gott!« murmelte er und sah die erste Seite an, die Tintenkleckse über einem Wort, das er zwischen den Notenlinien nicht lesen konnte.

»Komm mal her!« schrie Balilati. »Zieh einen Handschuh an!« Er zog ein paar dünne Handschuhe aus der Hosentasche, reichte sie Michael und folgte dessen Bewegungen, als er sie anzog. »Es ist genau, wie er sagte«, meinte Balilati begeistert. »Es ist wirklich ein dickes, faseriges Papier. Fühl mal, fühl mal in der Ecke! Wir müssen die Spurensicherung alarmieren. Sieh es dir an, das Leben ist wirklich... ich war mir sicher, daß wir hier nichts finden würden. Gehen Sie und sagen Sie den Kollegen, sie können aufhören zu suchen«, wies er Ja'ir an.

Isi Maschiach saß in der gleichen Position auf dem Stuhl, in der sie ihn verlassen hatten; sein Körper war eingefallen, sein Gesicht in seine Hände vergraben, und seine Finger waren von der Mitte der Wange bis zum Ende der Stirn gespreizt. Er zog langsam die Hände weg und sah Michael mit einem leeren Blick an.

»Es gibt etwas, von dem wir möchten, daß Sie es sich ansehen«, sagte Michael in einem gleichgültigen Ton, vermischt mit einer Prise Unwillen, als ob er von einer Nebensächlichkeit sprach, zu der ihn jemand gezwungen hatte.

Isi Maschiach stand schwerfällig auf und folgte ihm in den Raum. »Setzen Sie sich«, sagte Michael und deutete auf den schwarzen Chefsessel. »Und ziehen Sie die an.« Seine Worte überschlugen sich förmlich, als er ihm die dünnen Handschuhen reichte, die er von seinen Händen streifte.

Isi Maschiach sah sie verblüfft an.

»Um mögliche Fingerabdrücke nicht zu verwischen«, erklärte Michael, und Isi Maschiach nickte, zog den Goldring ab, legte ihn vorsichtig neben sich und streifte die Handschuhe über. Hinter sich hörte Michael, wie Balilati sich schwerfällig bewegte, und er wußte, daß er sein winziges Aufnahmegerät anstellte.

Im ersten Moment, als Michaels Hände sie vor ihn legten - mit den Fingerspitzen hob er die Bögen und legte sie mit äußerster Behutsamkeit ab -, blieb Isi Maschiachs Gesicht unbewegt. Einige Sekunden vergingen, bis er erstaunt die Brauen hob und sagte:

»Das... das sieht aus wie ein Originalmanuskript.« Er beugte sich über die Bögen.

»Wie kann man das wissen?« fragte Balilati hinter seiner Schulter.

»Sehen Sie hier«, zeigte Isi Maschiach auf die Linien, die mit Tinte gezeichnet waren. »Sehen Sie das Papier, es ist nicht wie bei einer Partitur, vergleichen Sie es hiermit«, er blätterte in den


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