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- 2 - aus: Batya Gur, Das Lied der Könige


letzten Seiten der »Trojaner«. »Sehen Sie, wie viele Linien hier gezeichnet sind? Wenn es ein altes Manuskript ist, sagen wir aus der Barockzeit, dann gibt es nicht viele Linien. Nur acht Notenlinien. Hier, der Baß, die Bratschen und die Geigen. Und hier«, er legte einen in durchsichtiges Gummi gehüllten Finger auf die Seite, »ist der Baß.« Er befühlte die Ränder des Papiers. »Es ist ziemlich dick und faserig, und hier«, sein Finger schwebte über einem Siegel, »das Siegel einer Bibliothek. Wir brauchen einen Sachverständigen, der uns genau sagen kann, um welche Bibliothek es sich handelt. Sie scheint italienisch zu sein. Vielleicht sogar venezianisch, ich brauche eine Lupe, um... Und sehen Sie diese Flecken hier, Rost, und sogar, wenn es eine Fälschung ist... ist es eine Fälschung?«

Keiner gab ihm eine Antwort auf diese Frage, die er hartnäckig wiederholte.

»Nehmen wir an, es ist keine Fälschung«, kam Michael seiner Frage nach.

»Haben Sie eine Lupe?«

»Wir werden sofort eine Lupe besorgen«, sagte Balilati und verließ den Raum. Die geschlossene Tür erzitterte bei seinem Laufschritt durch den Flur

»Wenn es ist, was ich denke«, sagte Isi Maschiach mit zittriger Stimme, »und wenn das keine Fälschung ist, wenn es sich wahrhaftig um eine venezianische Bibliothek handelt, könnte es... es könnte sogar...« Er sah die Blätter ängstlich an. »Und es stammt aus dem 18. Jahrhundert, wie es scheinbar hier geschrieben steht. Es kann sogar ein...«, sagte er erneut erschrocken und hob die Augen zu Michael, der neben ihm stand und eine verschlossene Miene bewahrte. Mit großer Vorsicht blätterte Isi Maschiach. »Wenn es echt ist«, sagte er beim Blättern, »dann ist es nicht vollständig. Ein Teil vom Anfang fehlt hier, aber das ist typisch für solche Handschriften, denn sie bestehen aus mehreren Heften. Hier, sehen Sie?« Er hielt die Ecke eines Bogens, der getrennt war von dem hinteren, der noch in der Vertiefung lag, die man in die Partitur der »Trojaner« geschnitten hatte. »Auf jeden Fall bin ich kein autorisierter Sachverständiger, und alles, was ich äußere, ist unverbindlich.«

»Haben Sie diese Noten nie zuvor gesehen?«

Isi Maschiach sah ihn erstaunt an. »Diese Noten? Ich?! Wo hätte ich sie sehen sollen?«

»Was weiß ich, vielleicht bei Gabi?«

»Diese Noten waren nie in unserer Wohnung«, versicherte Isi Maschiach. »Ich hätte sie nicht vergessen«, sagte er erstickt. »Nicht, daß wir nie alte Handschriften zu Hause gehabt hätten. Einmal hat Felix sogar etwas aus dem Barock gekauft. Aber es waren nur Etüden. Und es stellte sich heraus, daß sie in einer vierten oder fünften Version kopiert waren. Viel später, schon am Ausgang des Jahrhunderts. Aber so etwas?! Wenn sie echt sind, sind sie... eines der Weltwunder. Sie sind wertvoll... sie haben gar keinen Preis«, stieß er aus, als erschrecke er vor sich selbst. »Wie sind Sie daran gekommen?« fragte er.


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