Art findet. Hier sollen aber deutsche Definitionsversuche dieses durchaus
umstrittenen Begriffs herangezogen werden. Die Etablierung des Begriffs Klangkunst ist
als Versuch anzusehen ein neues Feld in der Musik zu eröffnen – einen neuen Kontext für
Werke zu generieren, die sich in anderen musikwissenschaftlichen Kategorien nicht
wiedergefunden haben. Wie der Begriff schon verrät bewegt sich Klangkunst an der
Grenze zwischen Musik und Kunst. Musiker und Theoretiker, die sich nicht als Teil der
Popkultur sehen, nutzen den Begriff um sich im Bereich der Hochkultur, der
sogenannten ›ernsten‹ Musik zu positionieren. Problematisch ist unter anderem, dass
sich in den bisher von der Musikwissenschaft vorgeschlagenen Definitionen
manche Künstler, die sich selbst explizit als Klangkünstler bezeichnen nicht
wiederfinden.
Helga de la Motte-Haber betont erstens, dass Klangkunst nicht nur zum Hören, sondern auch zum
Sehen bestimmt ist.4
Motte-Haber de la, Helga: Klangkunst: Die gedanklichen und
geschichtlichen Vorraussetzungen. In: Motte-Haber de la, Helga (Hg.): Klangkunst. Tönende
Objekte und klingende Räume. Laaber 1999, vgl. S. 9
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Dadurch bewegt sie sich an den Grenzen der (traditionellen) Gattung
Musik, es gibt Schnittmengen mit Kunst, Multimedia und vielem
anderen.5
Vgl. Motte-Haber, 1999, S. 13 f.
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Der
zweite wichtige Aspekt ist die Selbstbestimmtheit des Rezipienten: »Die Autorität des Rezipienten
ist zentral«.6
Er befindet sich in einer Situation »durch die ein Prozess in
Gang gesetzt wird, der dann ohne weiteren formenden Eingriff
abläuft«.7
Um dies zu ermöglichen muss der Klangkünstler einen Teil der Kontrolle über sein
Werk abgeben. Der Hörer kann sich (meist) frei bewegen, und eventuell sogar
interagieren, so dass das Werk für jeden neu entsteht. Wenn sich Klangkunst im
öffentlichen Raum befindet, ergeben sich noch weitere Aspekte und Konsequenzen,
beispielsweise durch die Thematisierung der Verschiebung von öffentlichen und privaten
Räumen.8
Der geschlossene Werkcharakter ist meist aufgelöst. Weiterhin sind
die Reibungen zwischen Raum und Zeit wichtig: De la Motte-Haber
spricht davon, dass die Statik eines Raumes zu einem zeitlichen Prozess
wird.9
Vgl. auch Werk silophone in Kapitel 5.6.3
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In Anlehnung an Sabine Sanio werden hier vier Aspekte der Klangkunst
in den Vordergrund gestellt. Klangkunst beschreibt Werke für die neben
dem Einsatz von Technik (heute meist in Form Neuer Medien) und der
Intermedialität auch die Aspekte Raum und Interaktion eine wichtige Rolle
spielen.10
Vgl. Sanio, Sabine: Autonomie, Intentionalität, Situation. Aspekte eines erweiterten
Kunstbegriffs. In: Motte-Haber de la, Helga (Hg.): Klangkunst. Tönende Objekte und
klingende Räume. Laaber 1999, S. 105 ff.
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Zum Aspekt des Raumes stellt Sanio fest: Die »Musik hat keinen eigenen Ort
[mehr]«.11
Dieses Phänomen ist bei einigen Werken der Handymusik besonders offensichtlich.
Das Instrumentarium in Form der Mobiltelefone der Rezipienten kann beliebig
verstreut sein: über einen Raum, eine Stadt, die ganze Welt. Dadurch findet
Musik an »früher undenkbaren Orten und außerdem ohne Interpreten statt,
deren Tätigkeit im Konzert für das Publikum eine wichtige Orientierung
darstellt«.12
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