- 33 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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Abb. 5.5: Dialtones. A Telesymphony. Partitur des ersten und dritten Satzes.


Bei Dialtones befindet sich der Klangvorrat, aus dem Levin schöpft, zwischen zwei Extremen: Auf der einen Seite massenweise laut klingelnde Handys als »unimaginably seething, engulfing cacophony« (zum Beispiel am Ende des dritten Satzes) und auf der anderen Seite ein einziges leise klingelndes Mobiltelefon (beispielsweise im Solosatz). Zwischen diesen beiden Polen nimmt er eine große Menge an musikalischen Möglichkeiten wahr: »Gently shifting diatonic chord progressions, distributed and aggregate melodies, roving clouds of spatialized sound-clusters, and pointillistic hyper-polyphonies.«

Telesymphony folgt in vielen Aspekten – wie der Titel schon vermuten lässt – durchaus der Form einer Symphonie. Es gibt drei Sätze, die jeweils etwa 10 Minuten lang sind. Im ersten Satz kommt das völlig unverstärkte Klingeln der Mobiltelefone der 200 Teilnehmer als Klangvorrat zum Einsatz. Im zweiten Satz spielt Scott Gibbons, ein Mitglied des Teams, zehn verstärkte Mobiltelefone. Es handelt sich also um einen Solo-Satz. Im dritten Satz spielen Solist und Ensemble schließlich ›tutti‹. Natürlich gibt es auch eine Partitur, nach der sich der Dirigent richtet.

An der Partitur kann man ablesen, dass es innerhalb der Sätze eine weitere Struktur gibt: etwa zweiminütige Sequenzen von Klangtexturen, die jeweils mit einem Namen (zum Beispiel quirkolator) bezeichnet werden und durch ein Muster grafisch dargestellt sind. Diese insgesamt 15 Texturen bestehen aus unterschiedlichen, interessanten Kombinationen von Klingeltönen. Als Beispiel dafür wird eine Textur genannt, die an einen Wald voller zwitschernder Vögel erinnert und eine andere, die sich so ähnlich wie das Brummen und Summen einer Orgelpfeife anhört. In der Partitur sind Dauer und Ablauf dieser Sequenzen zwar vermerkt, die Künstler können aber trotzdem jeweils im aktuellen Moment improvisieren. Levin schöpft alle genannten klanglichen Möglichkeiten von Mobiltelefonen aus. Zusammengehalten werden sie von wiederkehrenden harmonischen Themen und langsam entstehenden melodischen Phrasen. Im letzten Satz findet sich ein weiteres Element einer klassischen Symphonie: Er endet mit einem auf den Höhepunkt zusteuernden


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