- 34 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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Crescendo von Solist und Orchester. Der genannte verstärkte Vibrationsalarm wird vom Solisten ausgelöst, gleichzeitig werden immer mehr Telefone angerufen, bis die technisch mögliche Höchstzahl von 60 gleichzeitig klingelnden Mobiltelefonen erreicht ist. Dabei lösen sich laute und leise Klingeltöne ab und alle Handys werden reihum angerufen. Am Ende klingeln innerhalb nur weniger Sekunden alle 200 Telefone der Zuschauer.

Gibt es Werke aus der Musikgeschichte, mit denen man Dialtones vergleichen könnte? Ähnliche Ideen findet man in György Ligetis Poeme symphonique for 100 metronoms oder in Maurizio Kagels Eine Brise (a fleeting action for 111 cyclists). Laurie Andersons concert for car horns aus dem Jahre 1972 ist ebenso wie die beiden vorgenannten ein Beispiel dafür wie ein Gegenstand des Alltags, bei dem man es als selbstverständlich hinnimmt, dass er Töne in die Umwelt abgibt, ins Zentrum eines Werks gerückt wird. Das ist auch bei der Telesymphony der Fall.42

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Mirapaul 2001
Im Gegensatz dazu bildet aber in Levins Werk konventionelles melodisches Material den Ausgangspunkt.43
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Bhesania, Edward: Mobile phones make symphonic debut. Austria hosts premiere of a ›telesymphony‹ for cell phones. In: Webseite BBC Music,
http://www.bbcmusicmagazine.com/news/, 09.2001 (Stand 08.08.2003)

5.3.3.  Exkurs: Das Handy als Instrument

In Dialtones wird das Handy als Instrument verwendet. Zum einen gibt es das Ensemble, dass mit je einem Instrument ausgestattet ist. Das Ensemble spielt aber nicht selbst auf dem Instrument, sondern der Dirigent. Man könnte es auch so sehen, dass die Aufgabe des Dirigenten, das Ensemble der Instrumentalisten zu leiten, hier so weit geht, dass er die Instrumente selbst leitet. Die Besitzer der Instrumente sind eher schmückendes Beiwerk, sie tragen während des Konzerts nicht aktiv zum Klang bei. Das Handy als Instrument wird noch expliziter als Instrument eingesetzt, wenn es im zweiten Satz der Telesymphony vom Solisten gespielt wird. Dabei hat er auf der Bühne stehend vor sich zehn verstärkte Mobiltelefone liegen, auf denen er ›spielt‹. Die produzierten Klänge sind dabei: Klingeltöne auf einem Handy als Test abzuspielen (ohne dass dazu jemand anrufen müsste), das Piepsen beim Drücken auf die Tasten des Gerätes, die beim Aufbau einer Verbindung auftretenden Signale ebenso wie diejenigen, die den nicht möglichen Rufaufbau signalisieren. Auch in den Äußerungen Levins wird der Gebrauch des Handys als Instrument inszeniert, in dem er das traditionelle Vokabular des Instrumentalspiels auf diese Handyperformance überträgt. Der Solist hat auf den Instrumenten »deeply practiced«44

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Alle Zitate dieses Satzes: Bhesania, Edward: Mobile phones make symphonic debut. Austria hosts premiere of a ›telesymphony‹ for cell phones. In: Webseite BBC Music, http://www.bbcmusicmagazine.com/news/, 09.2001 (Stand 08.08.2003)
und beweist bei der »virtuosic real-time cellphone performance« Virtuosität auf dem »visual-musical software instrument«.

Beim Social Mobile 345

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SoMo 3. the musical mobile. Webseite der Design-Agentur ideo, http://www.ideo.com/case_studies/social_mobiles/SoMo3-1.html (Stand 08.08.2003)
wurde der Gedanke das Handy als Instrument einzusetzen auf ganz andere Art umgesetzt. Das Gerät ist Teil einer preisgekrönten Reihe46
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2003 Japanese Agency of Cultural Affairs Grand Prize 2003 I.D. Magazine Honorable Mention, Vgl. Webseite der Design-Agentur ideo, http://www.ideo.com/portfolio/re.asp?x=50172 (Stand 08.08.2003)
von Handyprototypen, die von der Designagentur ideo in Zusammenarbeit mit dem


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