- 44 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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werden, deren Klingeltöne den Klangvorrat des Werks bilden. Trotzdem hat der Großteil der Teilnehmer mit dem Handy am Werk teilgenommen, weil die meisten nicht von zu Hause aus angerufen haben, sondern entweder von der Vernissage oder einem anderen der genannten Orte aus, an denen das Werk über Radio zu hören war und die Flyer mit den Telefonnummern auslagen. Besitzer eines Handys mit eingebautem Radio82
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Siehe Kapitel 3.1
haben das für dieses Werk perfekte Ein- und Ausgabemedium, es wäre der Idealfall der Partizipation an Wählt die Signale!. Damit könnte gleichzeitig durch Anrufen aktiv musiziert und durch Radiohören mit dem gleichen Gerät die Radiomusik konsumiert werden. In diesem Sinne ist die von Ligna gewählte Kombination der Medien Radio und Handy auch eine mögliche künstlerische Lösung für die von Brecht geforderte Interaktionsmöglichkeit mit dem zu seiner Zeit einkanaligen Radio.

Kann Wählt die Signale! mit anderen Werken der Handymusik verglichen werden? Auf den ersten Blick gibt es vor allem Ähnlichkeiten mit dem Werk Telephony. Auch dort waren Handys in einer Galerie ausgestellt, die vom Publikum angerufen werden konnten.83

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Vgl. Dodson, Sean: Art with a message. In: The Guardian, http://www.guardian.co.uk/internetnews/story/0,7369,474665,00.html, 19.04.2001 (Stand 08.08.2003)
Das Ergebnis konnte man sich aber nur vor Ort, neben den Telefonen stehend anhören, was einen großen Unterschied zu Wählt die Signale! ausmacht, es gab keine Kombination mit einem anderen Medium. Bei dem Werk Telephony von Jan Thomson und Alison Craighead (London) waren an der Wand einer Londoner Galerie 50 Handys in einer Reihe angebracht. Daneben war eine Liste mit den Telefonnummern der Geräte. Die Telefone waren alle miteinander in einem Netzwerk verbunden, in dem die Anrufe jeweils von einem zum nächsten Handy weitergeleitet wurden.84
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Vgl. Goldman, Jeff: Virtual Art. in: The Feature. It’s all about the mobile Internet., http://www.thefeature.com/, 11.06.2001 (Stand 08.08.2003)
Jedes Gerät spielte bei einem Anruf ein paar Töne von Englands beliebtestem Klingelton, um daraufhin weitere Mobiltelefone auszulösen, die weitere Töne der Melodie spielten. So konnte ein einzelner Anruf eines Galeriebesuchers bis zu zwanzig klingelnde Telefone verursachen und »with multiple callers, the exhibit was a cacophonic orchestra and mobile of ring tones«. Viele Besucher fühlten sich unwohl unter diesen vielen laut klingelnden Telefonen. »The mobile phone is such a phenomenon, such an important part of our culture now, and with it you can choose a tune for yourself that represents you, and it becomes so personalized,« erklärt die Künstlerin und fährt fort: »and by mixing up ringtones the artist is mincing the meaning of identity through handheld technology.«85
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Solomon, Karen: Art without wires. in: On – The New World of Communication, Webseite eines schwedischen Mobilfunkanbieters, http://on.magazine.se/stories/story.asp?articleID=823&categoryID=1, 08.2001 (Stand 08.08.2003)

Auch zu Text.FM86

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Vgl. Kapitel 5.6
ergeben sich insofern Assoziationen, als das beide Werke mit Mobiltelefonen und Radio arbeiten. Der Bezug zur Stadt und die Thematik öffentlich/privat ist bei beiden gegeben (graffitiartiges Markieren mit privaten Botschaften versus verstreutes gemeinsames Musizieren). Auch der Moment des Zufalls (Alleatorik) spielt bei beiden Werken eine Rolle, die Künstler geben (mehr oder weniger)

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