- 46 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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zu musizieren. Alle Teilnehmer sind mit ihrem Mobiltelefon in der Stadt verstreut – und sie agieren trotzdem gemeinschaftlich. Mit mobiler Telekommunikationstechnologie ausgestattete Menschen schließen sich spontan zu einer Gruppe zusammen um gemeinsam eine Aktion zu machen. Rheingold nennt dieses Phänomen ›smart mobs‹, die »consist of people who are able to act in concert even if they don’t know each other. The people who make up smart mobs cooperate in ways never before possible, because they carry devices that possess both communication and computing capabilities.«92
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Rheingold 2002, S. XII
Hier werden wieder drei der zentralen Handyqualitäten genannt: mobil, potentiell immer vernetzt und digital, welche die Vorraussetzung für die vom Autor beobachteten Veränderungen der Gesellschaft durch die mobile Technologie bilden.

Das Radiokonzert von Ligna ist nicht das einzige Phänomen gemeinschaftlichen Handelns, das durch mobile Kommunikation ermöglicht wird. Was das Mobiltelefon mit seinen Qualitäten an gemeinschaftlicher Aktion, an Many-to-Many-Verbindungen ermöglichen kann, wird im folgenden wiedergegeben.93

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Diese Phänomene können auch gelesen werden als »der zeitgemäße Widerspruch von maximaler Individualisierung und Selbstverwirklichung und der gleichzeitigen Eingebundenheit in ein Netzwerk.« Richard 1998, S. 94

Jeder Mensch mit seinem Handy ist im kabellosen Zeitalter ein potentieller Journalist, ein Sender von Nachrichten – manche befürchten schon ein »Heer mobiler Alltags-Paparazzi.«94

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Röttgers, Janko: Spanner unterwegs. Fotohandys rufen Alltags-Paparazzi auf den Plan – die Folgen für Medien und Privatsphäre sind kaum abzusehen. In: Frankfurter Rundschau, 20.06.2003, S. 14
Der Handybesitzer kann das was er in seiner Umgebung erlebt – das entführte Flugzeug in dem er sitzt, die Begegnung mit dem Prominenten, oder der Gesetzesbruch, dessen unfreiwilliger Zeuge er ist – per Text und neuerdings auch per Foto ohne Verzögerung in einem Moblog95
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Ein Moblog funktioniert ähnlich wie ein Weblog, aber für mobile Plattformen wie das Handy.
veröffentlichen (oder an eine traditionelle Nachrichtenagentur versenden). Die vom Internet bekannten Phänomene des Peer-to-Peer und des Weblogs verbinden sich durch die mobile Kommunikation zu journalistischen Moblogs.96
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Vgl. Sixtus, Mario: Moblogging. In Telepolis: Magazin für Netzkultur. http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/on/15342/1.html, 01.08.2003 (Stand 08.08.2003)
Das kann als demokratische Entwicklung in den Medien angesehen werden. Der nicht so hohe Qualitätsstandard wird zum einen durch die hohe Aktualität und Allgegenwart der Berichterstattung wett gemacht. Zum anderen haben sich im Internet schon äußerst effektive Mittel zur Qualitätssicherung in Peer-to-Peer Netzwerken gefunden.97
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Hier soll nur das Stichwort der Bewertungen bei Ebay gegeben werden. Weiteres vgl. Rheingold, 2002, S. 113 ff.
In aller Welt verteilte Menschen können durch die mobile Technologie gemeinsam journalistisch tätig werden. Der Protest der Globalisierungskritiker 2003 in Genf wurde beispielsweise bereits fast in Echtzeit von den Teilnehmern im Web dokumentiert.

Aber nicht nur zur Dokumentation von Demonstrationen, sondern auch zur Mobilisierung und Koordination von Massen für politische Aktionen wird das Handy genutzt. Mobiltelefone sind in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, sehr verbreitet; besonders das Medium SMS wird extensiv genutzt. Im Jahr 2001 zirkulierten viele feindliche und satirische Textnachrichten, die sich gegen den amtierenden Präsidenten


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