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von Parametern ergeben relativ ›natürliche‹ Stimmen, wie wir sie aus dem Alltag, etwa von Durchsagen kennen. Viele Kombinationen ergeben aber sehr verzerrte Stimmen. Manche haben die Ästhetik eines sprechenden Roboters aus einem Film der 70er Jahre, manche sind so verändert, dass man sie fast nicht mehr verstehen kann. Graham Harwood selbst äußert sich folgendermaßen zur Qualität der Stimmen:

»The aesthetic of voice synthesis is bad. A lot of people hate it. I went through a thing of really hating it, but then I began to like it because it’s like the country-and-western of the cyber world. It’s naff, it’s tasteless, and it grates. That’s one of the things in Amsterdam-I’ve done it at some reasonably bourgeois events. And people kept turning it off, because they found it so annoying, and I was in heaven. And people got really scared of it as well, because once you alter the pitch and rate of the thing, you get into some really grating, tasteless aesthetics, which I have a fascination for, social elites’ use of aesthetics. Also I did things like use a lot of harmonies with the voice synthesis, with jingles and stuff. So those horrible synthesized voices are actually singing harmony with a TextFM jingle.«149

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Mandl 2002

Der typische Klang der computergenerierten Stimmen prägt Text.FM. Je nach dem, wie viele Menschen gerade an Text.FM teilnehmen verändert sich das Werk. Bei reger Beteiligung reihen die Sprachsequenzen endlos aneinander zu einem Wortteppich. In Zeiten, in denen weniger aktive Teilnahme zu verzeichnen ist, wie etwa in den späten Nachtstunden, ist auch mal lange Zeit nur das Vogelgezwitscher zu hören und darin verstreut ab und an eine Sprachnachricht.

Bei Text.FM soll nicht nur der Inhalt isoliert betrachtet werden, sondern das gesamte System und besonders die Form des Werks:150

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»Wird hier tatsächlich etwas kommuniziert, oder werden nur Strukturen für Kommunikation bereitgestellt und erprobt?« fragt Birgit Wien zur Telekommunikationskunst Robert Adrians. Diese Frage kann man auch an Text.FM stellen. Vgl. Wiens, Birgit: Telematisch, distribuiert, vernetzt: Theater als interaktive Landschaft. Vortrag zum internationalen Kolloquium »Szenographie in Ausstellungen und Museen – Raumkriterien und Innenraumgestaltung« Deutsche Arbeitsschutzaustellung (DASA), Dortmund Jan. 2002, http://www.aether1.org/info2.html (Stand 08.08.2003)
»What’s interesting about it is the complete system, it’s not the content of the system. It’s the media systems that are being brought into play for particular purposes. And the content of it is kind of secondary«.151
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Mandl 2002
Der wichtigste Teil des Werks ist also für die Künstler die Form: ein Softwaresystem, dass mit Medien arbeitet. Es geht um die Form des alten Mediums Radio auf der einen Seite und die Form des neuen Mediums SMS auf der anderen Seite und besonders um das Spannungsverhältnis zwischen ihnen:

»The inherent qualities of the media systems, which are hooked together, FM radio, speech synthesis, text, SMS, keypad, and their locations and modes of use, provide the formal qualities of the work. On the other hand the social, cultural and other networks and structures, which they are interfaced with through the project’s users produce their expression.«152

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Fuller und Harwood, Text-FM (English intro), 2001


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