- 59 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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Die Künstler wollen mit Text.FM ein Mediensystem zur freien Verfügung stellen. Text.FM ist ein »open, lightweight, media-system«.153
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Mandl 2002
Die Künstler geben während des Werks die Kontrolle darüber ab, was mit ihm passiert. Jeder kann beliebige Nachrichten senden: »Es ist interessant, wie der Gebrauch dabei völlig außer Kontrolle geriet und selbst zu einem sozialen Prozess geworden ist.«154
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Dauerer, Verena: Kunst reflektiert den Code. In: taz Nr. 6676 vom 14.2.2002
Weil sie die Software als OpenSource zur Verfügung stellen, geben Fuller und Haarwood zusätzlich die Kontrolle darüber ab, wer die Installation wo und wie nutzt .

5.6.3.  Exkurs: Netzmusik

Die Diskussion um Mediensysteme mit demokratischer Partizipation, der OpenSource-Gedanke und das Verhältnis von Form und Inhalt sind aus dem Diskurs über Netzmusik bekannt. Handymusik steht in der Tradition der Netzmusik. Der für die Netzmusik notwendige Computer mit Internetanschluss hat – um in den für das Handy aufgestellten Qualitäten zu bleiben – die Qualitäten digital und vernetzt. Der Computer ist aber weder immer eingeschaltet (demzufolge auch nicht potentiell immer vernetzt), noch ist er mobil.

Zu Musik und Internet gibt es noch nicht viel musikwissenschaftliche Literatur, Netzmusik ist noch kein feststehender Begriff. Hier soll Netzmusik verstanden werden als Musik, die mit dem Internet arbeitet. Diese sehr weite Definition umfasst Projekte unterschiedlichster Ausprägung. Der Begriff Netzmusik zeigt bereits an, dass die Musik geprägt ist von der Materialität des Mediums Internet. Für die Netzmusik heißt das: »Die Strukturen des Internets dienen nicht nur der Verbreitung oder Darstellung von Musik, sondern gehen in sie ein und prägen sie.«155

155
Föllmer 2002, S. 5
Detailliertere Unterscheidungen wie sie etwa Föllmer anhand der Kriterien Netzbezug, Interaktivität, Offenheit, sowie Komplexität und Flexibilität vornimmt,156
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Vgl. Föllmer 2002, S. 73
führen hier zu weit ins Detail. An dieser Stelle werden nur kurz einige für die Handymusik relevante Aspekte anhand einiger Werke der Netzmusik skizziert. Die unterschiedlichen Werke zeigen aber die unterschiedlich starken Ausprägungen der genannten Kriterien.

In der Software MAX können neben all seinen anderen Funktionen Instrumente konstruiert werden, die es in der physischen Welt nicht gibt. Sie entstehen erst durch das Zusammenspiel mehrere Teile, die sich auf verschiedenen Rechnern verteilt im Internet befinden157

157
Föllmer 2002, S. 53 ff.
– »eine verteilte Instrumentenarchitektur.«158
158
Föllmer 2002, S. 55
Diese Äußerung verweist auf den Gedanken der Künstlergruppe Ligna zu ihrem Werk Wählt die Signale!159
159
Vgl. Exkurs zur Netzmusik in Kapitel 5.5.2.1
, die davon sprechen, dass das Instrument ihres Radiokonzerts zerstückelt ist, unter anderem in die 144 Handys in der Galerie, die Mobiltelefone der Teilnehmenden und die Radios.

tram-n-bus ist ein Remix-Projekt mit lokalem Bezug. Nur die Klänge öffentlicher Verkehrsmittel aus jeweils einer Stadt dürfen als Grundlage der Werke verwendet


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