- 61 -Behrendt, Frauke: Handymusik 
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Klänge können vor dem Gebäude in ein Mikrofon sowie von jedem Ort der Welt per Telefon oder Internet in die Installation eingespeist werden. Diese werden dann im Raum abgespielt, und sodann samt der entstehenden Effekte und Echos wieder aufgezeichnet und an die Zuhörer beziehungsweise Teilnehmer gesendet. Dabei darf niemand das Silo betreten, sein Klang kann nur außerhalb des Raumes gehört werden.166
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Vgl. Föllmer 2002, S. 118
Der Raumklang eines Orts, der erst durch die dort stattfindenden akustischen Ereignisse hörbar gemacht wird ist auch bei Wählt die Signale! thematisiert worden. Zwischen diesem Werk der Handymusik und silophone als Vertreter der Netzmusik sind Traditionen der Klangkunst klar zu erkennen. Das Handy kann – wie das Internet – bei einer Installation als »Brücke zwischen dislozierten Räumen«,167
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Föllmer 2002, S. 129
deren Charakteristika sowie der darin stattfindenden Handlungen fungieren.

Einen anderen Ansatz zum Verständnis von Netzmusik hat Bosma. Für sie ist Musik im Internet vor allem dadurch gekennzeichnet, dass Musik nicht länger ein fertiges Produkt ist, geschaffen von Musikern und konsumiert von Hörern. Musik ist durch das Internet in eine neue Phase eingetreten, in der die Grenzen dazwischen verschwimmen: »Produktion und Rezeption von Musik werden eins«.168

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Bosma, Josephine: Musik und das Internet Musaik. Webseite CROSSFADE, Gemeinschaftsprojekt des San Francisco Museum of Modern Art, des Goethe-Instituts, des ZKM (Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe) und des Walker Art Centre (Minneapolis), http://crossfade.walkerart.org, 15.04.2001 (Stand 08.08.2003)
Dabei hat sich die Produktion immer mehr aus dem eigentlich dafür vorgesehenen Ort des professionellen Studios an den heimischen PC verlegt. »Die kulturellen Auswirkungen des Internets sind so weit mehr als die reine Summe seiner technischen Möglichkeiten.«169
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Bosma 2001
Diese Entwicklung wird durch das Handy noch weiter verstärkt: das Gerät zum Konsum und zur Produktion von Musik ist ein ständiger Begleiter geworden, der in aller Welt sehr viel verbreiteter ist, als Computer mit Internetanschluss es je waren.

5.6.4.  Gesellschaftlicher Diskurs: Kommunikationsebenen

Die Künstler Harwood und Fuller wollen mit ihrem Werk Text.FM eine mögliche Antwort auf die selbstgestellte Frage »Welche Ideen kann man über die Grenze zwischen Privat und Öffentlich schmuggeln?«170

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Fuller und Harwood, (German intro), 2001
geben. SMS sind eigentlich ein intimes Medium, sie werden in erster Linie für das aktive Versenden von privaten Nachrichten von einer Person zur anderen genutzt. Das Radio ist im Kontrast dazu ein öffentliches, frei zugängliches Medium, dass aber passiv konsumiert wird. Die SMS werden bei diesem Werk als eine Art mediales Graffiti eingesetzt. Wie beim Graffiti, wird hier der öffentlicher Ort der Stadt mit privaten Nachrichten markiert. Mit Text.FM soll das Austragen eines »Graffiti-Battles on air«171
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Fuller und Harwood, (German intro), 2001
ermöglicht werden. SMS-Kommunikation läuft oft parallel zu anderer Kommunikation oder anderen Tätigkeiten ab. Menschen schreiben und lesen Textnachrichten während sie sich unterhalten, Fernsehen oder im Theater sitzen. SMS sind ein Beispiel für

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