- 2 -Curwen, John Spencer: Schulmusik im Ausland 
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<2> In großen Schulen gab es jedoch eine Tendenz zur Spezialisierung, wobei alle Musik in
die Hände eines Lehrers gelegt wurde, der dafür besser als die Übrigen geeignet war. Das
Gleiche geschieht in England in einigen wenigen größeren Elementarschulen.

Man hört in deutschen Schulen kaum je die Sol-fa Silben. Die Stücke werden auf
alphabetische Namen (C, H, A usw.) geübt. Wie wir alle wissen, beugen die Deutschen diese
Namen für Erhöhungen und Erniedrigungen; so ist A sharp Ais und A flat ist Aes. Sie haben auf
diese Weise ein vollständiges Alphabet für die chromatische Leiter. Es besteht auch die
allgemeine Gewohnheit, die Zahlen 1, 2, 3, usw. anstelle der Silben grundtonbezogen zu
benutzen. Mithilfe dieser Ziffern wird die Tonleiter gelehrt. Die Namen eins, zwei, drei, usw.
sind nicht sehr stimmgerecht, aber sie helfen die (Grund-) Tonbeziehung im Gedächtnis
einzuprägen. Nebenbei gesagt würde sich Tonic Sol-fa in Deutschland sehr schnell ausbreiten,
denn dort hat man nicht erst, - wie in Italien und Frankreich -, den Gebrauch des absoluten do
zu verlernen.

Der Gebrauch der Violine gehört zu den charakteristischen Eigenarten deutscher Schulmusik.
Man begegnet ihr überall. Sie übernimmt die Rolle der Lehrerstimme bei der Anleitung der
Kinder. Überall begleitet sie die Stimmen. Die Idee eines beispielhaften Vorspiels, während die
Klasse zuhört, scheint bei keinem Lehrer aufgekommen zu sein. Es ist offensichtlich
beabsichtigt, durch den Vergleich mit derjenigen der Violinstimme die Intonation der Kinder zu
verbessern. Wenn alle Lehrer sauber spielen würden, ließe sich schließlich irgendwas zugunsten
dieser Praxis sagen. Aber nicht einer von zehn Lehrern, die ich hörte, spielte vollkommen
sauber; und wenn deren Vorstellung von einer Tonleiter mit derjenigen der Kinder gleichzeitig
zu hören war, war das Ergebnis manchmal qualvoll.


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