- 38 -Curwen, John Spencer: Schulmusik im Ausland 
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WIEN

Bürgerschule.

In Wien besuchte ich nur eine Schule. Ich wurde von den Behörden dorthin geschickt, weil der
Schulleiter, Herr Mair, ein wohlbekannter Männerchor-Dirigent und -Komponist ist; man
versicherte mir, daß ich in dieser Schule den allerbesten Gesang vorfinden würde. Ich meinte
deswegen, als ich diese Schule besucht hatte, meine Befragungen beenden zu können. Es war
ein großes und ansehnliches Gebäude mit Raum für 1300 Jungen und Mädchen. Als wir die
große Turnhalle im Erdgeschoß betraten, sahen wir 300 oder 400 Mädchen in einem großen
Halbkreis um Herrn Mair stehen, der - an einem kleinen Harmonium sitzend - eine
Schulkantate von Reinecke für das Semesterabschlußkonzert probte. Man kann sich nichts
Hübscheres vorstellen, als diese Reihen schwarzäugiger österreichischer Mädchen mit ihren
lebhaften, lachenden Gesichtern. Ihre Stimmen waren weich und musikalisch, und sie sangen
mit verfeinertem Geschmack, wobei Herrn Mairs Begleitung leicht und suggestiv war. Bei mir
bildete sich jedoch der Eindruck, daß die Mädchen vornehmlich nach dem Gehör sangen,
obwohl sie Noten in der Hand hatten. Nach dem Gehör Singende lassen sich allgemein an
leichten Ton- und Zeitmaßschwankungen erkennen, die sie in der Musik machen,
- Schwankungen, die keine Mißtöne enthalten müssen.


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