In Diskussionen zur Schulmusikfrage erscheint ständig, was man "den Deutschen Mythos"
nennen könnte. Über die deutsche Schulmusik werden alle Arten überzogener Feststellungen
gemacht, - hier wie in Amerika -, und das von Leuten, die gewöhnlich gut informiert sind. Es
wird uns gesagt, daß (1) in Deutschland jedes Kind vom Blatt singen könne, daß (2) in
deutschen Schulen täglich eine Stunde für das Fach zur Verfügung stehe, daß (3) im
Widerspruch dazu in Deutschland nur Kinder mit guten Ohren Singen lernen dürfen, daß (4) in
deutschen Gottesdiensten mehrstimmig gesungen wird. Alle diese Feststellungen sind, wie die
folgenden Seiten zeigen werden, falsch. Die Anwälte der Schulmusik haben recht, wenn sie
nach Kräften die Aufmerksamkeit auf dieses Fach lenken; es ist aber völlig zwecklos, reine
Erfindungen als Argumente zu benutzen.
Beim Schreiben dieser Berichte habe ich mich nie auf mein Gedächtnis verlassen. Jedes
Detail, wie klein auch immer, wurde im Klassenzimmer notiert. Selbst die bei der Beschreibung
des Übungsweges gebrauchten Bezeichnungen wurden sofort ausgewählt und
niedergeschrieben. Alle Zahlen und Fakten stammen von den Lehrern selbst.
Diese Berichte erfüllen ihren Zweck, wenn einige von denen, denen das Singen in unseren
Schulen obliegt, Hinweise auf die Richtung sammeln können, die ihre Arbeit nehmen sollte.
Vielleicht ist die nützlichste Lektion im Augenblick, das hohe Maß an Mühe zu bemerken, das
man sich auf dem Kontinent gibt, um aus Kinderstimmen einen weichen und musikalischen Ton
zu entwickeln.
Die Bedeutung der Schulmusik liegt in der Tatsache, daß sie die Basis ist, auf der der
nationale musikalische Geschmack aufgebaut ist.