Heute erfolgt der größte Teil des Konsums von Musik durch das Hören von
Radiosendungen – während der vergleichsweise geringe Konsum von Tonträgern in erster
Linie der Befriedigung der Sammel-Leidenschaft sowie der direkten Bequemlichkeit des
Zugangs dient.
Tonträger
Tonträger ermöglichten seit diesem Jahrhundert, daß Musik immer wieder konsumiert
werden kann, auch wenn dazu nur ein einziges Mal eine Aufführung und Aufzeichnung
stattfand.
Für den Konsumenten ist das ein enormer Fortschritt, der die Kosten für den
Konsum massiv reduzierte. Bei einem Konzert, das außerdem selten überhaupt
möglich ist, zahle ich beachtliche Beträge für ein kurzes Erlebnis. Von einem
Tonträger kann ich das (vielleicht etwas weniger intensive) Erlebnis immer wieder
haben – und zwar sogar eine ganz spezifische Stimmung vorher auswählen und
konsumieren.
Da ich den Tonträger nur einmal bezahle, sind die Kosten enorm gesunken.
Die Kombination der Technologien Radio und Tonträger
In der Verbindung mit Broadcasting (Radio) gibt das wiederum den Radiosendern die
Möglichkeit, ihre Kosten massiv zu senken. Das ermöglichte über die Jahre eine enorme
Zunahme der Zahl der Radiosender, die eigentlich nur von den Grenzen der jeweils
erhältlichen Sendetechnik sowie in manchen Ländern durch gesetzgeberische
Schranken (keine Privatradios wegen der politischen Risiken etc.) begrenzt
wurde.
Man stelle sich nur einmal vor, welche Kosten es verursachen würde, wenn jede
Musiksendung „live“ gespielt würde. Pro Zuhörer wäre das zwar immer noch sehr viel,
läge jedoch weit über den heutigen Kosten von ca. DM 4,00 pro Minute, die eine
ARD-Anstalt an die Musikbranche zahlt. Man kann sich wohl kaum vorstellen, daß man
eine Gruppe von Musikern für ein einstündiges Konzert DM 240,00 bekommen würde.
Bei nur vier Musikern würde jeder Musiker mit einer hypothetischen An- und
Abreisezeit von je zusammen nur zwei Stunden insgesamt DM 60,00 für drei
Stunden Arbeit vor Abzügen für Reisekosten und Material bekommen. Selbst ohne
Probezeit einzubeziehen, ergäbe sich hier ein Stundenlohn von DM 20,00 brutto.
Bei dieser Lage wäre es klar, daß fast jeder vernünftig denkende Mensch eine
Tätigkeit als Straßenreiniger, im Baugewerbe oder als Verkäufer vorziehen
würde.
Deshalb sind die heutigen Regelungen für die Musikbranche extrem problematisch.
Bisher hat die Branche noch keine akzeptable Lösung für diese Technologie
gefunden.
Parallelen mit der Filmbranche
Die Filmbranche ist von der Sendetechnologie – und inzwischen auch von der
Duplikationstechnologie (Videokassetten und jetzt DVD) – ebenso betroffen
wie die Musikbranche. Im Gegensatz zur Musikbranche bestand aber für die
Filmbranche erst sehr viel später ein Einnahmepotential aus der Verbreitung der
Duplikate.