- 304 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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die einer ideologischen Rechtfertigung etwa mit dem Hinweis auf "technologischen Fortschritt" nicht mehr bedarf.

Vor zehn Jahren begann der MIDI-Standard den Markt elektronischer Klangerzeuger zu erobern, und nur wenig später kam in den alten Bundesländern mit dem C 64 der Firma Commodore der erste Home-Computer auf den Markt, der aufgrund seines niedrigen Preises schon bald insbesondere bei jugendlichen Amateurmusikern mit seinen MIDI-Recording-Programmen von C-LAB und Steinberg Research verbreitet war. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre indes wurde der C 64 dann vom Atari ST mit seiner größeren Leistungsfähigkeit und vor allem wegen der am Macintosh angelehnten graphischen Bedienungsoberfläche vom Musikmarkt verdrängt. Ein grandioser Siegeszug des ST setzte ein, der ihn im Recording-Bereich in Europa geradezu zur Referenz werden ließ.

Heute jedoch sind MAC und DOS-PC bei vergleichbarer Leistung genau so billig wie der Atari, in ihrer technischen Performance hingegen dem Atari deutlich überlegen, so daß zu vermuten ist, daß die Dominanz des ST auf dem europäischen Musikproduktionsmarkt in den nächsten Jahren an MAC und DOS verloren gehen dürfte.

Wie dem auch sei (oder sein wird), in den letzten Jahren ist jedenfalls der Atari ST mit seinen leistungsfähigen und bedienungsfreundlichen Recording-Programmen Notator und Cubase zu einem Standardmusikwerkzeug für das computergestützte Komponieren und Arrangieren geworden, das auch für Schulen bezahlbar und zugleich in seinen zentralen Funktionen so einfach zu bedienen ist, daß es den praktischen Anforderungen des Musikunterrichts zu entsprechen vermag. Gewiß, Hard- und Software dieses mächtigen "Werkzeugs" waren zunächst für die privaten Konsumenten und kleinen Tonstudios entwickelt worden, sie sollten auf ihnen in erster Linie Popmusik mit Hilfe von MIDI-fähigen Synthesizern produzieren sowie bei Bedarf Noten erzeugen und ausdrucken.

Aber warum sollte nicht auch der Musikunterricht sich dieses Werkzeug für die Musikproduktion aneignen und seine Schüler darin unterweisen, mit seiner Hilfe Musik zu komponieren oder zu arrangieren, oder ihnen doch wenigstens am praktisch demonstrierten Beispiel zeigen, wie heute auch in der professionellen Musikszene Musik produziert wird?

Acht Jahre computergestütztes Musikmachen und das zum Preis eines Kleinklaviers, da könnte man erwarten, daß in diesem Zeitraum eine Fülle von musikpädagogischer Literatur entstanden ist, in der von didaktischen Ideen und praktischen Erfahrungen aus der Arbeit mit Computern beim Musikmachen und -lernen im Musikunterricht berichtet wird. Wer hingegen die einschlägigen Zeitschriften für den Musikunterricht (Musik und Bildung, Musik und Unterricht, Musik in der Schule) durchsieht, wird schnell feststellen, daß tatsächlich nur wenige Beiträge in den letzten Jahren zum Thema "Computer und Musikunterricht" veröffentlicht worden sind.

Am häufigsten finden sich noch Darstellungen und Erläuterungen der technisch-musikalischen Möglichkeiten (Hard- und Software, Playback-Verfahren, Sampling, Notendarstellung und -ausdruck) gleichsam mit dem Ziel der Aufklärung und


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