- 13 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (12)Nächste Seite (14) Letzte Seite (363)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Malle zeichnet im Film das Bild einer französischen Gesellschaft, die in den Nachkriegsjahren durch den Indochinakonflikt (1950–1954), der sich für die Franzosen als ein außenpolitisches Desaster entpuppte, als auch durch den während der Entstehung des Films herrschenden Algerienkriegs (1954–1962) politisch zerrissen war und gerade im Vergleich zu Deutschland keine Stabilität erfuhr. Das Auftreten des neureichen Horst Bencker im Film kennzeichnet im Gegensatz zu dem unsicher agierenden Louis das Bild des reüssierten Deutschen:

»L’ASCENSEUR POUR L’ÉCHAFAUD ist deshalb vor allem wegen seiner Zeitbezüge interessant: in Malles Versuch, das Lebensgefühl einer ›lost Generation‹ zu beschreiben, welche die Traumatisierung der Geschichte (die neureichen Deutschen, der alte Indochinakrieger) mit sozialer und psychischer Deprivation bezahlt.«28

28
Koch, Gudrun: »Kommentierte Filmographie«. In: Arnold, Frank u. a.: Louis Malle. München/Wien: Hanser 1985, S. 59–124, hier S. 61

In Bezug auf diese Darstellung einer ›lost generation‹ bzw. der marginalen Stellung der Protagonisten in Malles folgenden Filmen (vgl. Vie privée, Le Feu follet, Le Voleur) lässt sich die Verbindung zu Roger Nimier herstellen, dessen Romanfiguren eine ähnliche Haltung zur Gesellschaft einnehmen:

»Le suicide, le dégoût ou l’indifférence des héros de Nimier trouveront leurs répondants du côté des personnages du Feu follet, [...]. Les idées de mort, d’autodestruction amère de protagonistes fatigués, perdus dans un monde de vieux sans idéaux où les nouvelles générations ne savent pas à quelles valeurs se raccrocher, circulent entre littérature et cinéma jusqu’à ce que Malle dédie à Nimier le scénario du Souffle au coeur29

29
Prédal (1989), S. 14 (»Der Suizid, die Abscheu oder die Indifferenz von Nimiers Helden finden ihre Entsprechung in den Figuren des Feu follet, [. . . ]. Die Ideen über Tod, bittere Selbstzerstörung der lebensmüden Protagonisten, die in einer Welt des Alten ohne Ideale verloren sind und nicht wissen, an welche Werte sie sich halten sollen, kursieren zwischen Literatur und Kino, bis Malle Nimier schließlich das Drehbuch von Le Souffle au coeur widmet.«)

Die im Film dargestellte Atmosphäre und das die Personen ereilende Schicksal entspricht den üblichen Kennzeichen des Film Noir, zieht man die Definition Robert Müllers hinzu. Filme dieses Genre seien »US-amerikanische Filme der 40er und frühen 50er Jahre, die der pessimistischen Weltsicht einer in die Krise geratenen Gesellschaft mittels einer maßgeblich von der Lichtgebung geprägten Bildästhetik Ausdruck verliehen«30

30
Müller, Robert: »Film Noir«. In: Rother, Rainer (Hrsg.): Sachlexikon Film. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1997, S. 119–121, hier S. 119
.

Hier wird deutlich, dass Malle die Definition auch formal erfüllt. Der Film gewinnt einen Großteil seiner Atmosphäre aus der Lichtdramaturgie, was insbesondere in der nächtlichen Odyssee der Florence deutlich wird. Malle verwendete hier kein


Erste Seite (i) Vorherige Seite (12)Nächste Seite (14) Letzte Seite (363)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 13 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?"