Kunstlicht, sondern nutzte lediglich die Schaufensterbeleuchtung der Geschäfte auf
den Champs-Elysées, eine Ästhetik, die bereits auf die Nouvelle Vague verweist. Im
Folgenden soll geklärt werden, in welchem Maße die Musik zu dieser atmosphärischen
Gestaltung des Films beiträgt.
Die Musik im Film Die Musik im Film échafaud
Der Film Ascenseur pour l’échafaud zählt zu den wenigen Filmen Malles,
die auch in Deutschland einem größerem Publikum bekannt sind. Diesen
Umstand verdankt er in erster Linie seinem Soundtrack – der im Cooljazz-
und Hard Bop-Stil gehaltenen Musik von Miles Davis. Der Stellenwert der
Musik für den Film wurde nicht nur von den Rezipienten, sondern auch von
Malle erkannt: »Ich glaube wirklich, daß der Film ohne die Musik von Miles
Davis niemals diese positive Reaktion bei Kritikern und Zuschauern erzielt
hätte.«31
Malle in French (1998), S. 42
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Dabei ist in erster Linie die Entstehung der Musik bemerkenswert, da sie in der
Geschichte der Filmmusik ein Novum repräsentierte. Die Verpflichtung von Miles Davis
beruhte keinesfalls auf einer im Voraus geplanten Idee, sondern resultierte aus dem
Umstand, dass der amerikanische Trompeter zur Zeit der Montage des Films zufällig in
Paris weilte, um einige Konzerte zu absolvieren. Durch den Direktor der Jazzabteilung
bei Philips, Boris Vian, kam Malle mit dem Musiker in Kontakt und konnte ihn
überreden, den Soundtrack des Films einzuspielen. Das Entscheidende war, dass Davis
mit französischen Begleitmusikern in einer einzigen Nacht die Musik über den
bereits fertig geschnittenen Film aufnahm, nachdem er sich zuvor lediglich kurze
Notizen über Harmoniegerüste und Einsätze der Musik gemacht hatte. Die Musik
ist demnach nicht notiert gewesen, sondern beruht auf der Improvisation der
Künstler.32
Es lässt sich somit eine Korrespondenz zur Handlung etablieren: Während bei letzterer der
Zufall eine entscheidende Rolle spielt, ist die musikalische Improvisation mit dem Aspekt des
Zufalls verwandt.
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Die stilistische Einordnung der Musik von Davis
Miles Davis hat im Laufe seiner Karriere alle prägenden Stile in der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts durchschritten. 1957 befand sich Davis in seiner Hard Bop-Phase,
nachdem er zuvor in den vierziger Jahren mit Charlie Parker Bebop spielte und sich
anschließend dem Cooljazz zuwandte.
Die Musik von Miles Davis für den Film lässt sich grob in Stücke einteilen, die eher
dem Cooljazz zuzuordnen sind und in Stücke, die im typischen Hard Bop-Stil
erklingen.33
Vgl. zur Beschreibung der Stile Kerschbaumer, Franz: Miles Davis. Stilkritische
Untersuchungen zur musikalischen Entwicklung seines Personalstils. Graz: Akad. Dr.- u.
Verl. Anst. 1978, S. 69 und Hellhund, Herbert: Cool Jazz. Grundzüge seiner Entstehung und
Entwicklung. Mainz: Schott 1985, S. 18
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Ausgehend von diesen zwei Stilrichtungen bieten sich folgende Kategorisierungen
an:
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