urbanen
Volksmusikern«,586 sie
spielten »in ihrer Gemeinde und für sie: bei Paraden und Picknicks, in Parks und auf Friedhöfen, in der Kneipe
und im Ballsaal«.587
Jazz entstand in einem Prozess, der sich über Jahrzehnte hinzog und an dem im
20. Jahrhundert auch zunehmend weiße Musiker beteiligt waren. Diese waren oftmals an ihrem
Instrument technisch besser ausgebildet, sofern man den Worten des bekannten (weißen)
Bandleaders Nick LaRocca Glauben schenken darf: »In diesen frühen Tagen spielten die
farbigen Kapellen ein Konglomerat an Lärm und hatten meistens noch damit zu tun, die
Instrumente der Weißen zu beherrschen [...] die frühen Negerorchester waren mit Violinen,
Banjos und Cellos überladen, wenn es nicht gerade reine Brass-Marschbands waren; sie
spielten alles andere als Jazz, und vom afrikanischen Rhythmus wußten sie erst recht
nichts.«588
Nick LaRocca in Lange, Horst H.: Als der Jazz begann. 1916–1923. Berlin: Colloquium 1991
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Nick LaRocca war der Bandleader der Original Dixieland Jazz Band, die 1917 die
erste Jazz-Schallplatte der Welt einspielte und laut Horst H. Lange die erste Band
der Welt war, die wirklich Jazz spielte: »Keine einzige der farbigen Bands, keiner
der farbigen Solisten, ganz gleich woher sie kamen, aber auch keine weiße Kapelle
jener Zeit (1895–1916) spielte auch nur eine Spur jener Musik, welche die ODJB
ab 1916 als erste Band präsentieren sollte: Kollektivspiel der (fünf) Instrumente im
Two-Beat-Rhythmus, mit vereinzelten Instrumenten-Breaks, in voller Improvisation – also
Jazz.«589
In der Enzyklopädie Musik in Geschichte und Gegenwart wird dagegen der New Orleans Jazz
als Ergebnis des Zusammentreffens der Ragtime-Musik mit dem Blues und der Musik der
Kreolen und mit Namen wie Kid Ory, Buddy Bolden und Jelly Roll Morton in Zusammenhang
gebracht. Wie man auch immer die schwierige und wahrscheinlich kaum zu beantwortende
Frage, wer den Jazz erfunden habe, lösen will – hier soll noch einmal auf die Verschmelzung der
oben genannten verschiedenen Stile hingewiesen werden, wobei im Zusammenhang
mit dem Film Pretty Baby vor allem der Ragtime und der Blues von Bedeutung
sind.
Storyville
Der Name ›Storyville‹ rührt vom New Orleanser Stadtrat Sidney Story her, der 1898
beantragte, ein fest abgestecktes Gebiet nördlich der Basin Street für die Prostituierten
zur Verfügung zu stellen, um eine bessere Kontrolle dieses Gewerbes zu erzielen. Dieser
Schritt schien notwendig, da zum damaligen Zeitpunkt die wilde Prostitution eine solche
Dimension erreicht hatte, dass der Preis für eine Jungfrau bei $800 lag und sogar
eine Lehrerin die Jungfräulichkeit ihrer Schülerinnen verkaufte, um ihr Gehalt
aufzubessern.590
Vgl. Palmer, Tony: All you need is love. Die großen Musikstile – von Ragtime bis Rock.
St. Andrä-Wördern: Hannibal 1994, S. 46
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Im November 1917 wurde das Viertel geschlossen, da die US-Marine zum Schutze ihrer
Soldaten die Prostitution im Umkreis von fünf Meilen um militärische Stützpunkte
untersagte. In seiner Autobiographie Doctor Jazz liefert Jelly Roll Morton eine
anschauliche Beschreibung von der Atmosphäre des Viertels:
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