- 273 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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präexistente Musik bzw. Geräusche zurückgriff, um die amerikanische Kultur und die Stadt Atlantic City akustisch in den Film zu integrieren. Jean-Claude Laureux beschreibt die Kooperation von Komponist und Regisseur wie folgt:

»En général, il n’a pas beaucoup aimé travailler avec des musiciens de film. Il a toujours préféré aller chercher dans la musique qu’il connaissait, qu’il écoutait dans sa voiture ou chez lui et couper là-dedans plutôt que d’avoir à faire à un compositeur. C’est vrai que le dialogue entre un cinéaste et un musicien est quand même très difficile parce qu’ils ne parlent pas la même langue. Et là [Atlantic City, USA], il avait quand même prévu Michel Legrand, et finalement il a été assez mécontent de la musique qu’il a reçue.«710

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»Im Allgemeinen mochte er es nicht sehr, mit Komponisten zusammenzuarbeiten. Er hat es immer vorgezogen, eine Musik auszuwählen, die er kannte, die er in seinem Auto oder zu Hause hörte, als es mit einem Komponisten zu tun zu haben. Wahrlich ist der Dialog zwischen einem Regisseur und einem Komponisten recht schwierig, da sie nicht dieselbe Sprache sprechen. Hier [bei Atlantic City, U.S.A.] hatte er jedoch trotz allem Michel Legrand vorgesehen und letztendlich war er ziemlich unzufrieden mit dem Resultat, das er erhielt.«, zit. n. Interview mit dem Verfasser, 4. 4. 2001

Die Ästhetik des Filmklangs bei Louis Malle im Kontext anderer Regisseure

Im Vergleich von Louis Malle mit seinen Alters- und Gesinnungsgenossen der Nouvelle Vague zeigen sich in Bezug auf die Musik sowohl gewisse Parallelen als aber auch Unterschiede. Die Musikbehandlung der Nouvelle Vague zeichnet sich nach Frédéric Gimello-Mesplomb durch eine Abkehr von der traditionell tonalen und durch lange Formen gekennzeichneten Musik der früheren französischen Filme aus.711

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Vgl. Gimello-Mesplomb, Frédéric: »Entre tradition et modernité. La musique dans le cinéma de la Nouvelle Vague«. In: Positif 451 (9/98), S. 78–84
So sieht der Autor in der Partitur des Godard-Films A bout de souffle (Musik: Martial Solal) den Prototyp des von ihm bezeichneten Prinzips des »athématisme«712
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Ebda., S. 79
, einer Partitur ohne griffige Melodien, die den Filmbetrachter schlagartig von einer Situation in die nächste führt, ohne dass dieser durch die Entwicklung der Musik die Handlung vorauszusehen vermag. Dennoch gestalten sich die Ansätze der Nouvelle Vague-Regisseure vielfältiger: Eine Gruppe von Regisseuren beauftragt zeitgenössische Komponisten der Neuen Musik mit der Komposition einer Partitur. So arbeitet Chabrol mit dem René Leibowitz-Schüler Pierre Jansen, Alain Robbe-Grillet mit Michel Fano und Alain Resnais mit Hanns Eisler zusammen. Truffaut dagegen versieht seine Filme durch die Partituren Delerues mit einer traditionell tonalen und im Vergleich zu oben genannten Ansätzen teilweise ein wenig veraltet wirkenden Musik.

Auch Malle sucht einen anderen Weg als die Verwendung einer leitmotivisch durchsetzten Filmmusikpartitur. Bildet Ascenseur pour l’échafaud eine Innovation in Bezug auf das improvisierte Erstellen einer Filmmusik, verwendet der Regisseur im Folgenden häufig bereits vorhandenes Material, zumeist aus der klassisch-romantischen Musik, welches er in seinen Filmen einsetzt. In diesem Punkt werden


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