- 274 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Parallelen zu ästhetisch verwandten Regisseuren wie Robert Bresson, Jean Renoir, Ingmar Bergman und Luis Buñuel deutlich, die ebenfalls mit präexistenter Musik gearbeitet haben. Als Vorbilder können Renoir (Mozart in La Règle du jeu, 1939), Jean-Pierre Melville (Bach und Vivaldi in Les Enfants terribles, 1949) und Bresson (Mozart in Un condamné à mort s’est échappé, 1957) angesehen werden, die in jener Zeit in Bezug auf die Verwendung von präexistenter Musik als Ausnahmen galten. In den folgenden Jahrzehnten griffen neben internationalen Regisseuren wie Bergman und Kubrick zahlreiche französische Filmemacher wie Bertrand Blier, Agnès Varda, Jean-Luc Godard etc. auf die Art von Musikverwendung im Film zurück; allerdings mit unterschiedlicher Anwendung. Während Malle in Le Feu follet beispielsweise die Musik Saties weitgehend unverändert montiert, verwendet Godard häufig Musik Beethovens als musikalisches Ausgangsmaterial, das er nach Belieben verändert.713
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Vgl. Interview mit Antoine Duhamel, der unter anderem die Musik zu Godards Pierrot le fou (1965) beigesteuert hat. »Louis Malle, par exemple, s’est beaucoup intéressé à utiliser des musiques existantes. Godard ne fait plus que ça, d’ailleurs: il les manipule bien et il a ainsi plus l’impression de les inventer lui-même.« (»Louis Malle hat sich beispielsweise sehr viel mit der Verwendung von bereits existierender Musik beschäftigt. Godard verfährt übrigens nur noch so: Er manipuliert die Musik in starkem Maße und hat so eher den Eindruck, als erfinde er sie.«) zit. n. Dastugue, Gérard: »La Nouvelle Vague d’Antoine Duhamel«. In: www.musiquedefilm.com (Stand: 04. 07. 2001)

Louis Malle ähnelt Regisseuren wie Bresson und Rohmer in Bezug auf die wirkungsästhetische Haltung einer Abkehr von der traditionellen Filmmusiksprache Hollywoods:

»De fait, la règle d’économie que se donnent, par méfiance des solutions toutes faites et des émotions pré-emballées, pré-signifiées auxquelles semble porter la musique, plusieurs auteurs-réalisateurs français, comme Robert Bresson, Eric Rohmer, plus tard Jacques Rivette ou Louis Malle dans certains de leurs films, conduira ceux-ci à adopter des solutions radicales.«714

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Chion, Michel: La musique au cinéma. Paris: Fayard 1995, S. 148 (»So führt das Gesetz der Ökonomie mehrere Autoren-Regisseure wie Robert Bresson, Eric Rohmer und später Jacques Rivette und Louis Malle aus Misstrauen vor vorgefertigten Lösungen und verpackten Emotionen mit Signalcharakter, die die Musik zu tragen scheint, zu radikalen Lösungen.«)

Chion spricht einen Punkt an, der auch aus Malles Zitat herausscheint, welches an den Anfang dieser Untersuchung gestellt ist, nämlich das Misstrauen vor der emotionalen Kraft und Beeinflussung durch die Musik: »Il s’agit [. . . ] sans doute d’éviter l’effet de catalyse émotionelle, de précipitation des significations (disant: c’est là que vous pouvez vibrer, pleurer) qu’une musique risque toujours de produire [. . . ]«715

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Ebda. »Es gilt [. . . ] vor allem, den Effekt der emotionalen Katalyse und die Überwältigung von Bedeutungen zu vermeiden (sprich: an dieser Stelle können Sie zittern, weinen), die eine Musik stets mit sich zu führen riskiert [. . . ]«
. Luis Buñuel zeichnet sich durch ein ähnlich skeptisch-ambivalentes Verhältnis zur Musik aus: »Ich glaube, dass Musik etwas Verräterisches an sich hat. Sie kann Schwächen in der bildlichen Konzeption einer Szene maskieren.«716
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zit. n. Eder, Klaus u. a.: Luis Buñuel. München/Wien: Hanser 1980, S. 43
Während der spanische Regisseur in seinen frühen Filmen von der Musik Wagners Gebrauch macht, sind die späteren Werke durch eine fast ausschließlich im On verankerte Musik gekennzeichnet. Eric Rohmer limitiert die Verwendung ebenfalls strikt im On

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