- 32 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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ellen angleicht oder anders ausgedrückt: es stellt sich die Frage, ob das innovative Konzept der Zerstückelung der traditionellen Filmsprache auch auf der akustischen Ebene verfolgt wird und falls ja, ob dieses auch eine Kritik der (dementsprechend) traditionellen Filmmusiksprache beinhaltet.

  Die Musik im Film

Für die Musik des Films beauftragte Malle den italienischen Komponisten Fiorenzo Carpi, der vor seiner Arbeit für Malle bereits mit den Theaterregisseuren Dario Fo und Giorgio Strehler zusammengearbeitet hatte.

Insgesamt wurden 48 Takes im Film montiert; die Gesamtlänge aller Takes beträgt 2980 Sekunden, was einem Anteil von 55 % entspricht. Damit zählt Zazie dans le métro zu den Filmen Malles, die einen sehr hohen Anteil an Musik beinhalten. Dieser hohe Prozentsatz ist sehr stark dem Genre der Komödie verpflichtet, die sich traditionellerweise zur Untermalung von Gags und Pointen der Musik bedient. Gerade in den Verfolgungs- und Slapstickszenen des Films (Segmente 14, 25, 48, 68 etc.) scheint die Musik unentbehrlich (somit auch eine musikalische Reminiszenz an die Stummfilmära).84

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Allerdings basiert die musikalische Rezeption der Slapstick-Stummfilme auf den späteren Nachvertonungen, da es häufig keine verbindlichen Filmmusiken zu den Stummfilmen gab.

Aufgrund der allgemeinen Schwierigkeit, ein fünfteiliges Dramenschema auf den Film anzuwenden,85

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In einem Interview erklärte Malle, er versuche »immer mehr, eine bestimmte dramaturgische Konzeption des Films zu durchbrechen, die eindeutig dem Theater verhaftet ist und die man [. . . ] überwinden muß. Viele Filme wirken deshalb so veraltet, weil sie allenthalben Bezüge zu einer ganzen klassischen Dramaturgie aufweisen. Dagegen kann man, wenn man eine Geschichte erzählt, die eine lebendige Materie ist, sehr wohl nur ausgewählte Teile darstellen.« (Brunelin, André-G.: »Louis Malle – Eine neue Schreibweise«. In: Filmkritik 5/62, S. 199–204, hier S. 200

Aus diesem Grund fällt es bei manchen Filmen Malles schwer, das klassische fünfteilige Dramenschema am Film anzulegen. Dieses wird besonders in Le Feu follet (1963) deutlich, einem dokumentarisch wirkenden Film, dessen stringente Handlung nur zu einem Ziel, dem Selbstmord des Protagonisten, führt, markante Wendepunkte jedoch ausspart.

kann über die Verteilung der Takes nur gesagt werden, dass sich die Musikeinsätze im letzten Drittel des Films verdichten, was dramaturgisch auf den Höhepunkt verweist (Cabaret-Show mit anschließender Saalschlacht im Restaurant). Es sei jedoch auf die recht gleichmäßige Verteilung der Takes hingewiesen. Aufgrund ihrer Länge sind die Takes 17, 41 und 44/45 herauszuheben, welche Slapstick-Szenen (17, 44/45) und die Steigerung zum Höhepunkt bzw. Zazies Traum begleiten (t 41).

Stilistisch dominieren Jazz (New-Orleans-Style, Bebop) bzw. gängige Formen der Unterhaltungsmusik. Dieses ist nicht verwunderlich, sind doch viele Takes direkt durch das Bild motiviert, das häufig Bars, Bistros oder Cabarets (›boîtes de nuit‹) darstellt. Des Weiteren verwendet Carpi Musette-Walzer, eine Musik, mit der im Allgemeinen (klischeehaft) Paris verbunden wird (Takes 15, 16, 24). Dem Idiom der Klassik sind die Takes 21, 22 und mit Einschränkungen auch 7 und 30–34 (›Jagdmusik‹) zuzuordnen. Schwieriger zu klassifizieren sind Takes wie z. B. die Traummusik (t 26/27, elektronisch verfremdete Streicher), oder die Albertine zu-


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