chen ebenfalls keine verständliche Sprache, sondern
geben unverständliche Laute von sich, wenn sie mit der gigantischen Sau reden bzw. in
den übrigen Szenen lachen und kreischen.
Diese Bestandsaufnahme der zu vernehmenden Geräusche und Stimmen belegt das bereits erwähnte Prinzip des Films: aufnehmen und wirken lassen anstatt verstehen zu wollen. Gerade am Beispiel der alten Frau wird deutlich, dass die für den Zuschauer verständliche Sprache im Film keine wichtigen Informationen bereit hält: Die ins Mikrofon gesprochenen Erklärungen der Alten geben exakt die Bildvorgänge wieder und sind daher überflüssig. Ebenso wenig erhält der Filmbetrachter durch Sprache Aufschluss über Sinn und Inhalt der Handlung im Haus. Diese kann er nur erahnen oder aus den Bildvorgängen schlussfolgern. Die akustischen Äußerungen von Mensch und Tier fügen sich im Kontext mit den der Wirklichkeit entrückten Bildern zu einem surrealistischen Gesamtkunstwerk, dessen Ausdruck und Sprache vom Zuschauer mit unvoreingenommenen Sinnen aufgenommen werden muss. Dabei lässt ihm Malle durch das Verweigern einer klaren Handlungs- und Dialogstruktur Platz für eigene Assoziationen und Emotionen: »[. . . ] nous entrons dans un monde où les émotions se substituent au raisonnement [. . . ].«197
Die Musik im Film
Neben den Schlafliedern, die Lily für die Alte singt (Willy Boy, Theo, spann den Wagen an auf Englisch), dem Summen des Bruders bzw. der Schwester und den Teilen aus Walthers Preislied der Wagner-Oper Die Meistersinger von Nürnberg (III. Aufzug, 5. Szene), die vom Bruder vorgetragen werden, bilden zwei Ausschnitte aus Wagners Musikdrama Tristan und Isolde den eigentlichen musikalischen Kern des Films. Es handelt sich hier um das Liebesduett der zweiten Szene des zweiten Aufzugs O sink’ hernieder, Nacht der Liebe. Während es in Segment 3 im Radio von Lilys Auto erklingt, erfolgt der gleiche Ausschnitt in Segment 52–53 in einer Interpretation durch die Kinder und das Geschwisterpaar. Dem Filmanalytiker bieten sich zwei Möglichkeiten, die Musikausschnitte zu deuten. Entweder er fasst sie als ein weiteres rätselhaftes Element mit hohem Symbolcharakter auf, versteht und genießt die Kinderaufführung als »komische Travestie«199
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