- 92 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Die Musik dient folglich der Charakterisierung der Person Dillard, die im Ensemble der Crackers-Bande die Kennzeichnung ›Musiker‹ erhält.

Es ist seit den 60er-Jahren eine gängige Form der filmmusikalischen Praxis, aktuelle Popsongs in Filmen einzusetzen. Dabei bedingen sich der Erfolg von Film und Musik gegenseitig: Wenn ein bestimmtes Stück erfolgreich in den Charts läuft, zieht es potentielle Kinozuschauer an. Wenn gleichzeitig ein Film erfolgreich ist, animiert er den Filmbetrachter gegebenenfalls zum Kauf des entsprechenden Soundtracks auf Tonträger. Markante Beispiele aus den 80er-Jahren sind beispielsweise die Stücke What a feeling (Irene Cara) aus dem Film Flashdance (1983; Regie: Adrian Lyne), Footloose (Kenny Loggins) aus dem gleichnamigen Film (1984; Regie: Herbert Ross) und Take my breath away (Berlin) aus dem Erfolgsfilm Top Gun (1986; Regie: Tony Scott).

Im Allgemeinen vermag zeitgenössische Popmusik dem Film einen aktuellen Anstrich zu verpassen; dennoch ist eine derartige Untermalung sehr ihrer Zeit verpflichtet und wirkt häufig nach kurzer Zeit bereits wieder veraltet: »While the use of current pop tunes by the latest groups gives a show a very ›hip‹ sound, such a soundtrack also becomes dated very quickly. [. . . ] One wonders what the effect of a show such as Miami Vice will be in several years when pop music styles have, as they always do, changed considerably.«232

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Prendergast, Roy M.: Film Music. A Neglected Art. A Critical Study of Music in Films. 2. Auflage. New York/London: W. W. Norton & Company 1992, S. 286
Dieses wird am Beispiel der Musik in Crackers deutlich: alle verwendeten Popsongs bleiben musikalisch sehr in der Sprache ihrer Zeit verhaftet und können das Lebensgefühl jener Epoche (welches zu transportieren wohl die Intention des Musikkoordinators war) nur noch bedingt vermitteln.

Der Titelsong – der main title – des Films ist eine von Michael McDonald gesungene und von ihm und Ed Sandford komponierte Reggae-Funk-Pop-Nummer, die auf den Inhalt des Films Bezug nimmt. We Got More than We Need fungiert quasi als Botschaft für die Freundschaft; gleichzeitig steht es wie eine Moral am Anfang und am Ende des Films, die beweist, dass bei allem Streben nach Reichtum und Geld die wahren Werte einer Freundschaft nicht erkauft werden können und dass die Protagonisten des Films sich ihres Glückes nicht bewusst sind.

Mit Michael McDonald233

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Michael McDonald stand zur Zeit des Films auf dem Zenith seiner Karriere. Der weiße Soulsänger begann seine Laufbahn zunächst als Keyboarder und Backgroundsänger bei der amerikanischen Band Steely Dan im Jahre 1974. Nach dem Wechsel zu den Doobie Brothers 1977 begann er 1982 seine Solokarriere. Sein erstes Album If That’s What It Takes (1982) konnte sich erfolgreich verkaufen. Den größten Singleerfolg hatte er mit einem Duett mit Patti LaBelle: On My Own (1986).
lässt sich obiges Prinzip des erfolgreichen Popsängers, der mit einem Beitrag den Soundtrack des Films attraktiver macht, wiederfinden. Zweifellos genießt er keinen Superstarstatus, dennoch konnte er sich in Amerika (mehr als in Europa) einer großen Popularität erfreuen. Der Stil des Songs entspricht der Beschreibung Stephen Thomas Erlewines, der den Sänger im »middle ground between blue-eyed soul and smooth soft-rock«234
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Aus: Erlewine, Stephen Thomas: »All Music Guide«. In:
www.getmusic.com/artists/amg/Artist/870/4870.html (Stand: 15. 01. 2001)
ansiedelt: leicht verdauliche Popkost ohne Ecken und Kanten, die in erster Linie dazu dient, dem Film eine gewisse leicht-lockere Stimmung zu verleihen. Zwei Songs von Bill Summers & Sum-

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