- 315 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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gar gewichtiges Wort in Mahlers »Tragischer« und es ist nicht ausgeschlossen, daß er sogar zu Leithammel wird. [W07/I]
mußte sich doch sagen, daß dort, wo das Blendwerk der Instrumentation und der Bizarrereien nicht ausreicht, herzlich Unbedeutendes zurückbleibt. [W07/K]

Man hat uns oft belehrt, daß erst die Zukunft das Verständnis für die Mahlerschen Sinfonien bringen werde. Die Tatsachen aber stellen sich günstiger. Die Aufführung der Sechsten hat es doch bewiesen: die Mahlerschen Sinfonien (ausverkaufte Generalprobe, ausverkauftes Konzert) sind schon heute bejubelt und verstanden. Beobachten wir nur das Publikum! Die Holzklapper! Verständnisinniges Nicken. Dann Spannung für die Celesta. Trommelwirbel. Die Wangen glühen. Jetzt erwarten sie die Herdenglocken. Ein Pfiff des Piccolo. Auch dieser wird allen klar. Der Mann mit den Tschinellen erhebt sich im Orchester. Er wird sofort erkannt. Baßtuba. Die kennen wir. Gestopftes Horn. Sie sehen genau, wie man das macht. Die Trompete hat das Cis nicht erreicht. Allgemeine Bestürzung. Die Schalltrichter in die Höhe! Sie wissen längst, was das bedeutet. Die Es-Klarinette gibt den grellen Schrei. Auch davon haben sie schon gehört. Beim Harfenglissando geht ein Murmeln der Befriedigung durch die reihen. Und wie auf die Reprise einer Haydnschen Sinfonie wartet alles in Bereitschaft auf den erlösenden Schlag des Hammers. Was hätte die Zukunft da noch aufzuhellen? Das Wesen der Mahlerschen Sinfonien ist begriffen und enthüllt. [W07/M]

Abwägende Bilanz


das Mißverhältnis zwischen Mahlers Ideenwelt und dem zu ihrer Darstellung aufgewendeten äußern Apparate läßt keine reine ästhetische Befriedigung aufkommen, bei aller Bewunderung, die man dem großen Können, der geistvollen Art und der Fülle der Einfälle im kleinen und auf technischem Gebiete zollen muß. [B06/K]

Denn es ist durchweg interessante Musik, die man da zu Hören bekommt, und wenn man erst einmal über den – für mich abstoßenden und unsymphathischen – Gesamteindruck hinweg ist, fühlt man sich alsbald gefesselt durch die Reize des Details, an denen gerade diese Partitur so reich ist. [M06/B]

Wir lieben die Mahlersche Symphonie eben um dieser ihrer freien, echt musikalischen Unbestimmtheit willen, und würden sie noch mehr lieben, noch höher schätzen, wenn der Komponist nicht immer wieder als eigensinniger Störenfried mit seinen Naturalismen, Schrullen, Krämpfen, Fanfaren, Explosionen dazwischen führe, als wollte er uns zwingen, einen logischen oder geschichtlichen Zusammenhang unter ihnen herzustellen, der gewiß vorhanden ist, ohne daß er freiwillig in unser Bewußtsein träte. [W07/J]

II.  ZU DEN EINZELNEN SÄTZEN

  Erster Satz

Charakterisierung


von männlicher Kraft [E06/A],

ein großer von stolzer Kampfeslust und trotzigem Mut inspirierter Gedanke. Der schneidend scharfen, brutalen Kontrapunktik des ersten Motivs folgt ein machtvolles Choralthema, das nach mehrfacher Variierung des wuchtigen Hauptthemas zu einem übermütigen, wilddröhnenden Schlußsatz führt [E06/B]

beide [Ecksätze] sind marschähnlich [E06/C]

Der erste Satz mit seinem ernsten Charakter kraftvollen Trotzes [E06/D],

In den beiden riesigen Ecksätzen dominiert ein überwiegend ernster, heroisch-marschmäßiger Ton [. . . ] wirkt das heroische erste Allegro mit dem so lapidar einsetzenden Hauptthema und dem so großzügigen Gesangsthema entschieden viel frischer und unmittelbarer, wiewohl ein nicht streng sinfoniemäßiger, marschmäßiger Zug hier niemals ganz aufgegeben wird. [E06/E]

da steht neben einem heroischen Thema fast Beethoven’schen Charakters [bzgl. 1. Satz] [E06/F]


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