- 320 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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das Andante moderato [. . . ] setzte in einer Weise ein, dass man fast hätte glauben können, Mozart3 sei zu den Lebenden zurückgekehrt; bald jedoch änderte sich das liebliche Bild, Mahler als moderner Impresssionist schwelgte in den wunderlichsten klanglichen Gebilden, in denen Fragmente der Hauptthemen Hilfe suchend und nach Gestalt ringend auf und untertauchten, bald »in bewegter Empfindung auf- und abwogend«, bald »ohne Ausdruck« ihr Dasein fristend. Dieses Spiel einer kühnen Phantasie und an der Oberfläche haftenden Empfindung [E06/W]

Während uns das Andante in eine behaglich friedliche Stimmung zu gaukeln sucht [E06/a]

Der langsame Satz mit seiner edlen Melodik und zarten Instrumentation [E06/c]

Der zweite und dritte Satz [. . . ] sind von so anziehendem Stimmungskolorit, so feingefühlt und auch geistvoll wie ungezwungen, anarchistisch [E06/f]

Der langsame Satz mit seiner breiten, zwar etwas gefühlsseligen Hauptmelodie und seinen saftigen alpinen Farben bietet klanglich dem Hörer mancherlei Labsal. [B06/A]

Es ist doch ein recht stimmungsvolles, nicht nur schön klingendes Stück, an dessen feinen Wendungen man sich ehrlich erfreuen kann. [B06/C]

ruhig dahinfließende Melodie [B06/D]

Es ist dies ein einfacher melodiöser Satz in Rondoform, dessen Höhepunkt der Eintritt des Choralthemas des ersten Satzes bezeichnet. der Stimmungsgehalt ist schlicht, die Erfindung beinahe armselig zu nennen; Heerdenglockengeläut und zahlreiche sonstige Klangeffekte suchen vergeblich darüber hinwegzutäuschen. [B06/E]

Der zweite Satz, in dem die weichen Holzbläser die Herrschaft haben, ist verhältnismäßig ansprechend und wirkt durch eine kunstreich ausgeführte Steigerung. [B06/G]

Es klingt ganz entzückend fein, ist freilich aber auch von einer süßlich rührseligen Empfindsamkeit, die nicht jedermanns Sache ist. [M06/B]

dem so wohllautenden Andante [M06/G]

Das Andante enthält einige sehr hübsche Ansätze zum volkstümlich liedmäßigen, etwa aus der bei Mahler sehr beliebten Sphäre: Des Knaben Wunderhorn, aber leider halten diese tröstenden Ansätze nicht aus. Die selbstquälerische, selbstironische Fratze erscheint rasch wieder. [. . . ] Im Andante fallen einige feine neue Klangerscheinungen auf, die wenigstens akustisch einen Genuß verbürgen. [M06/H]

In der Tat, nichts einfacher, anmutiger, idyllischer als der zweite Satz, ein Andante voll ländlicher Gefühle. Aber die Empfindung ist hier ein bischen zu einem Milchbrei eingerührt, dessen Süße nicht nach jedermanns Geschmack ist. Die Naturschilderung ist ja sehr schön, von einer innigen Einfachheit. Doch wo bleibt die Sprache des Herzens, das stürmische, unruhige Herz selbst mit seinen Leidenschaften und Empörungen, mögen sie sich auch für den Augenblick befriedigt haben? In diesem Andante fehlt das Lieben, es fehlt überhaupt das, was den Hörer im Innersten bewegte und das er gern als neuen, köstlichen Besitz mit sich nach Hause träge. Die Leute sagen mit Recht: »sehr hübsch.« Es ließe sich sogar das Wort »schön« gebrauchen. Aber was ist da für ein Mahler, den man mit »sehr hübsch« erledigen könnte! [W07/B]

Das erste Hauptthema ist nicht mehr als ein chromatisch modernisierter Diabelli mit einigen salontirolischen Anklängen, darauf folgt eine Episode, die der analytische Sterndeuter Mahlers für die Insel der Seligen erklärt: ein unrhythmisches Gewoge von Harfenarpeggien, Geigentrillern, Celestaklängen, Glockengeläute (nicht Kirchen-, sondern Schafherdenglocken werden verwendet); thematisch genommen bedeutet die Szene aber nicht mehr als eine – Sandbank in der seichten Flut der Erfindung, auf der ein musikalischer Wintergarten von parfümierten, undefinierbaren Kunstblumen installiert ist. Was Mahler hier mit raffinierten Mitteln vergeblich suchte, haben seine Vorgänger von Haydn aufwärts bis Beethoven mit weit einfacheren erreicht. [W07/C]

Das Andante moderato eröffnet mit einer schlichten Geigenmelodie, die im weiteren Verlaufe manche brillante Beglänzung erfährt. Der ganze Satz atmet glücklichen Frieden, innerliche Beseligung. Trotz der Meisterlichen Thematik und zauberhaft wechselnden Farbenmischungen ist der Eindruck etwas ermüdend, weil der schlichte Gedankeninhalt eine so übermäßige Auswalzung nicht verträgt. [W07/D]


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