- 321 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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Anspruchsvoll, zu anspruchsvoll finde ich selbes [das Prädikat »tragische«] insbesondere gegenüber den beiden Mittelsätzen, dem lyrisch-süsslichen Andante [. . . ]. An wirkliche Tragik kann da doch niemand denken. [. . . ] während sich – im stärksten Gegensatz dazu – ins Andante sogar – man sehe nur nach! – altkirchliche Sequenzen aus dem »Miserere« von Allegri eingeschlichen haben. [W07/G]

Schöne Wirkung übt das milde lyrische Andante [W07/H]

Im Andante (Es-dur) sind milde, pastorale Töne angeschlagen. Der Held flüchtet sich an den Busen der Natur, und dieser Ausflug bekommt auch dem Komponisten wohl, der immer mit Glück den Naturlauten gelauscht hat. Eine zarte Lyrik behauptet den Platz, kein schroffer Akzent durchbricht die Stimmung. [W07/H]

idyllisch das sanfte, gesangreiche Andante, dessen schöne Melodie sich wie ein Kahn auf Wasserfluten schaukelt. [W07/J]

Die sentimentale Kantilene des Andante wirkt ebenso herzlich unbedeutend [W07/L]

Nehmen wir das Andante der Sechsten vor! Das Thema möchte man einem Salonstück oder einer Sonatine von Fritz Spindler op. 389 (oder sonst einer Nummer in der Region der Massenproduktion) zuschreiben, wenn in dem Es-Dur ein Nötlein nicht von f auf fes und eines von g auf ges herabgerutscht wäre. So aber macht die Trivialität, plötzlich zuckend, eine interessante Miene, und wir werden auf eine Individualität gewiesen. Das eigentlich Schöpferische in der Mahlerschen Natur, wenn wir vom Schlagwerk absehen wollen, beruht in jenem fes oder ges. Was dann folgt, verliert sich in zusammenhanglosem Formelkram. Alles materielle Klangwesen in diesem Satze ist technisch vollkommen und hält sich auf der Höhe der modernen Kapellmeisterkultur. So ist das kleine, in das Andante fleißig eingestreute Sexten- und später Quartenmotiv eine ganz gewöhnliche, unbedeutende Redefloskel, die tausendmal gehört wurde. In einer Redewürde jenes Motiv etwa dem Worte »Hochverehrte!« entsprechen. Durch eine Sechzehntelpause aber gespalten, wird das Motiv sofort interessant, als ob einer in seiner Rede beständig »Hochverehrte!« sagen wollte. Diesmal also liegt die schöpferische Idee Mahlers wieder nur in einer Sechzehntelpause. . . [W07/M]

Mahler bemüht sich hier, nicht nur längere Zeit mit edleren Mitteln zu wirken, es gelingt ihm auch tatsächlich die Gestaltung eines pastoralen Bildes, bei dessen friedlicher Stimmung und lieblicher Melodik wir gern verweilen. [W07/O]

Satztechnik


Das Andante [. . . ] in seiner geradezu klassischen Einfachheit [E06/D],

Was freilich Mahler mit Hilfe der Kunst des Variierens dann im Laufe des Andante erreicht, ist von eigenem Reize und hat oft klangliche Schönheiten, die einen gefangennehmen können. [E06/Z]

mit seiner geschlossenen Form [B06/D]

Verständlichkeit


in seiner geradezu klassischen Einfachheit [E06/D],

Das ist wohl der Satz [das Scherzo], dessen Verständnis sich neben dem so wohllautenden Andante am ehesten erschließt. [M06/G]

Wertung


Am besten sind unstreitig die beiden Mittelsätze, namentlich das von Mahler entgegen der Partitur an zweiter Stelle gespielte, äußerst stimmungsvolle Andante [E06/E]

Der relativ beste Teil der Riesenschöpfung ist der langsame Satz [E06/H]

die rhythmische Monotonie ganzer Sätze wie des zweiten (in der Partitur dritten), der in der gleichen Achtelbewegung hinschleicht [. . . ] Den zweiten finde ich stimmungsvoll, aber wenig bedeutend. [E06/J]

in dem bis auf einige Lichtpunkte recht übeln Adagio. [E06/U]


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