- 11 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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sondern auch an der starken Ausdruckskraft dieser Stücke. Die einzigartige Kombination von pianistisch-technischer Virtuosität und ausgeprägter Musikalität, die in den Etüden beobachtet werden kann, ist wohl in der Musikgeschichte noch nicht übertroffen worden:

Unlike the virtuoso études of Liszt and Thalberg, Chopin’s op.10 retains a link with the ›school étude‹ [developed at the Paris Conservatoire at the turn of the century], addressing one principal technical problem in each piece and crystallizing that problem in a single shape or figure. But it goes without saying that he achieved a balance between technical and artistic aims which was unprecedented in the earlier history of the genre. As Schumann remarked, »imagination and technique share dominion side by side« (Michalowski/Samson [2001], S. 715).

Wegen der mangelhaften Quellenlage ist sehr wenig über die Entstehung der beiden hier als Objekte betrachteten Etüden geschrieben worden. Selbst das genaue Entstehungsdatum ist zweifelhaft: Das Op. 25 wurde laut Chopin/Zimmermann [1983] zwischen 1832 und 1836, laut Michalowski/Samson [2001] aber zwischen 1835 und 1837 komponiert. Alle Quellen sind sich jedoch darüber einig, dass das Op. 25 der Comtesse Marie d’Agoult – der Mutter von Liszts Kindern – gewidmet ist.

Eine für die Analyse überaus wichtige Tatsache ist, dass »Chopin [. . . ] seine Etüden [. . . ] nicht im Sinne von Zyklen konzipiert, sondern die verstreut entstandenen Stücke erst nachträglich zu gattungsgebundenen Gruppen zusammengefasst [hat]« (Chopin/Zimmermann [1983], S. iv). Auch wenn die Jahre der Entstehung vielleicht ungenau sind, gibt James Huneker indirekt eine weitere Bestätigung für den nichtzyklischen Charakter der Etüden: »Nieck thinks these Studies were published in the Summer of 1833, July or August, and were numbered opus 10. Another set of Studies, opus 25, did not find a publisher till 1837, though a number of them were composed at the same time as the previous work« (Chopin/Mikuli [1916], S. iii). Somit sei bewiesen, dass die Analyse einzelner Etüden aus diesem Zyklus, ohne die anderen zu betrachten, durchaus methodologisch richtig ist.

1.3.  Notentext

Als Grundlage für den Notentext wurden drei Ausgaben betrachtet: die polnische Gesamtausgabe (Chopin/Paderewski [1949]), die Ausgabe von Schirmer (Chopin/Mikuli [1916]) und der Urtext von Henle (Chopin/Zimmermann [1983]). Aufgrund ihres detaillierten kritischen Berichts, ihres späteren Erscheinungsdatums und der von Zimmermann in einem separaten Artikel (Zimmermann [1984]) überzeugend dargelegten Problematik der Quellenkunde wurde die Henle-Ausgabe für die Erstellung eines computerlesbaren Notentextes benutzt. Als besonders ausschlaggebend zeigte sich folgender Abschnitt aus dem Vorwort des Urtextes von 1983, in welchem der Herausgeber auf einen wichtigen Schwachpunkt der Gesamtausgabe hinweist:

Wenn die handschriftlichen Quellen abweichende Lesarten aufweisen, so dürfen sie gewiss nicht in allen Fällen als Fehler oder Flüchtigkeiten gedeutet


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