Der cantus und seine Echos bilden eine zweite, im Hintergrund stehende rhythmische
Schicht. Die überwiegende Mehrheit der Takte beinhalten zwei Noten dieser neuen
Schicht, die auf jeweils dem ersten und dem zweiten Puls verteilt sind. Zu dieser Regel
gibt es jedoch vier Ausnahmen:
- In T. 7–8 und 53–54 erfolgt ab der zweiten Note eine metrische Verschiebung um
eine Sechzehntelnote nach hinten, die fingertechnisch notwendig ist, um einerseits
das melodische Muster beizubehalten und andererseits eine akzentuierte Melodie
im Sopran zu
erhalten8 .
Sie fällt jedoch aufgrund des hohen Tempos nicht auf, und es wäre ein Fehler, ihr
eine große metrische bzw. rhythmische Rolle zugestehen zu wollen.
- In T. 16, 18, 20 usw. ist auf dem ersten Puls ausnahmsweise keine Note des cantus
vorzufinden. Dafür findet gegen Ende des Taktes eine Verdichtung der Einsätze
statt (Abbildung 8.22).
- In T. 46 sorgt eine zusätzliche Note des cantus für eine Verdichtung, die als wichtige
Vorbereitung für die im nächsten Takt eintretende formale Wiederholung dient
(Abbildung 8.23).
- In den T. 81–83 bleibt der cantus statisch und konklusiv auf einem E.
8.5. Verlauf
Wie bei der Etüde Nr. 11 ist es nach der Betrachtung der vier Grundparameter nun
notwendig, die Beziehungen zwischen ihnen zusammenfassend zu analysieren.
Tabelle 8.1 zeigt nach Takten geordnet die von einem mittleren Rahmen aus gesehen
wichtigen Merkmale der Etüde.
|
|
| Takt(e) | Merkmale | Auswirkung
|
|
|
| 7–8 | Decrescendo, seltenes Pedalmuster,
enges Register, besondere Wellenbewegung,
absteigende Tonleiter des Echos, metrische
Verschiebung | Mittelstarker Kontrast |
|
|
| 12/13 | Neapolitanischer Sextakkord, verminderter
Quartsprung im cantus | Plötzliche Anspannung |
|
|
| 15–16 | Charakteristisches Akzentmuster, besondere
Wellenbewegung, Gegenbewegung beider Hände | Varietät, leichte Anspannung |
|
|
|