Die Unregelmäßigkeit der Platzierung der Akzente von T. 16, 18 usw. im Notentext
überträgt sich auch auf die Pianisten, die sowohl untereinander verschiedene
Interpretationen bieten als auch innerhalb ihrer eigenen Performance den Ablauf
des cantus ungleich gestalten. Trotz dieser Unregelmäßigkeiten gibt es allgemeine
Tendenzen:
- Fialkowska und Pollini akzentuieren stark die Noten, die auf dem Raster der
Viertelnoten fallen, und schwach die beiden anderen (Abbildung 9.6).
- Lugansky und Sokolov betonen nur sehr schwach alle Akzente im kleinen Finger,
dagegen sehr stark die beiden mit dem Daumen gespielten Noten. Darüber hinaus
heben sie eine zusätzliche, im Notentext nicht vorgesehene Note hervor. Dieses hat
zur Folge, dass der cantus in einem homogenen Register behalten wird (Abbildung
9.6).
- Lortie behält in seiner Interpretation die Undeutlichkeit des Notentextes bei. Er
akzentuiert meistens schwach, und hebt nur die dritten und fünften Noten etwas
hervor. Die Bassstimme wird bei ihm sogar oft akzentuiert, was zur Unklarheit der
Aussage beiträgt (Abbildung 9.6).
- Da unter melodischen Gesichtspunkten die in T. 78 und 80 vom kleinen Finger
gespielten Noten interessanter sind als das wiederholte C im Daumen, betonen
Sokolov und Pollini entgegen ihrer Gewohnheit (aber getreu den Anweisungen
Chopins) die obere Stimme (Abbildung 9.7).
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