- 19 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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Die wichtigste Erkenntnis dieser Studie war aber wohl, dass alle Musiker, die an ihr teilgenommen haben, eine sehr ähnliche Vorstellung darüber hatten, wie der Notentext verformt werden sollte.

Sundbergs Ansätze können hier aufgrund ihres spezifischen Charakters nicht direkt umgesetzt werden, da sie mit Rubatos theoretischer Grundlage nicht kompatibel sind: Wo Mazzola ein recht strenges und abstraktes mathematisches Modell als Hintergrund für die Interpretation benutzt, schöpft Sundberg seine Regeln dagegen in der konkreten Musizierpraxis. Die Modellierung einer Interpretation durch einen Musiker, die computergestütze Performance sowie die anschließende empirische Bewertung des Resultats sind jedoch drei wichtige Aspekte dieser Arbeit, die von Sundbergs Untersuchungen übernommen werden sollen.

2.2.  Chopinforschung

Über Chopins Leben und Werke sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Arbeiten erschienen. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Forschungsschwerpunkte oder der bedeutendsten Durchbrüche auf diesem Gebiet würde den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen. Für einen Überblick der Chopinforschung sei stattdessen auf die einleitenden Artikel des MGG (Eigeldinger [1994]) und des New Grove (Michalowski/Samson [2001]), sowie auf Samson [1985] und Samson [1996] verwiesen. Im Hinblick auf die Ziele dieser Arbeit sollen hier lediglich zwei Themen behandelt werden: der Stand der Performanceforschung über Chopins Werke und ein Überblick der existierenden Analysen der beiden Etüden Op. 25 Nr. 11 und 12.

2.2.1.  Performanceforschung über Chopins Werke

Chopins Werke sind von unterschiedlichen Interpreten mehrmals aufgenommen worden. Artikel und Bücher über diese Werke sind ebenfalls zahlreich erschienen. Im Vergleich zu diesen beiden sehr produktiven Gebieten ist erstaunlich wenig über die Interpretation dieser Werke geschrieben worden. Kański schreibt zu dieser Tatsache:

Das Problem der musikalischen Aufführung überhaupt und das Problem der Interpretation der Werke Chopins im besonderen ist äußerst interessant und seltsam könnte die Tatsache erscheinen, dass es bisher nicht in breiterem Maße in den Gesichtskreis der fachlichen Erörterungen der Musikwissenschaftler gelangt ist. Es scheint, als hätten die Theoretiker dieses Problem den reproduzierenden Künstlern überlassen, die ihrerseits in der Regel eine entschiedene Abscheu vor der Feder haben (Kański [1963], S. 444).

Neben diesem Problem kann ein anderes für den Mangel an Literatur verantwortlich gemacht werden: Die Frage, wie Chopins Musik gespielt werden sollte, ist nämlich – wie bei fast allen Komponisten – nicht eindeutig lösbar. Ist man als Interpret der Ansicht, dass eine ›authentische‹ Interpretation die bestmögliche sei, so müsste man durch historische und stilistische Recherchen herausfinden, was diese Authentizität ausmacht. Rink fasst diese Problematik gut zusammen:


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