Wenn alle Schritte der Interpretationsgestaltung im Stemma eingetragen sind, können
schließlich die für die Interpretation des Notentextes notwendigen Berechnungen
durchgeführt und das Resultat als MIDI-Datei gespeichert werden. Letztere muss in
manchen Fällen dann noch in einem Sequenzer nachbearbeitet werden, um z. B.
Ornamente oder Pedalangaben einzubauen, da diese von Rubato (noch) nicht behandelt
werden können. Das Resultat kann schließlich von einem MIDI-kompatiblen
Klangerzeuger (z. B. einer Soundkarte oder einem E-Piano) akustisch umgesetzt
werden.
Die HarmoRubette wurde im Gegensatz zur Melo- und MetroRubette in dieser
Arbeit von den Versuchen ausgeschlossen. Diese Ausklammerung eines wichtigen Teils
von Rubato ist aber nicht neu. Stange-Elbe hat diese Rubette mit folgender
Begründung ausgelassen:
Eine harmonische Analyse der Kunst der Fuge wurde aus zwei Gründen
nicht durchgeführt, da zum einen die der HarmoRubette zugrundliegende
Riemannsche Funktionstheorie für eine Analyse von Bachs Harmonik als
nicht unbedingt geeignet angesehen werden kann und zum anderen eine
grundlegende theoretische Dokumentation der HarmoRubette bislang noch
aussteht (Stange-Elbe [1999], S. 163).
Auch Fleischer hat mit der Ausnahme von einigen nicht schlüssigen Vorversuchen die
HarmoRubette in ihrer Arbeit ausgelassen:
Im Vergleich zur MetroRubette und MeloRubette ist die Anzahl
der vom Benutzer einzustellenden Parameter ungleich höher, insgesamt
gestaltet sich dadurch das Verhältnis des Outputs in Abhängigkeit von den
eingegangenen Parametern wesentlich komplexer. Während beispielsweise in
der MetroRubette nur zwei Parameter (l, p) variiert werden können,
muss der Benutzer der HarmoRubette mehr als hundert Zahlenwerte
festlegen. Auf diese Weise ist zunächst ein umfangreiches Experimentieren
mit den Eingangsparametern nötig, um analytisch plausible Ergebnisse zu
erhalten. Darüber hinaus beträgt die Berechnungszeit der Analyse in der
HarmoRubette ein Vielfaches gegenüber der MetroRubette, so dass
dieses Experimentieren auch an nur wenigen Beispielen sehr viel Zeit in
Anspruch nahm (Fleischer [2003], S. 220).
Es erscheint hiermit deutlich, dass die Benutzung der HarmoRubette mit erheblichen
Schwierigkeiten in Verbindung steht. Eine ausführliche Pionierarbeit steht bevor, um
die Abhängigkeitsbeziehungen der zahlreichen Parameter zu analysieren, zu
isolieren und zu verstehen. Bis dahin wird es weiterhin nicht möglich sein, die
HarmoRubette gleichwertig mit den beiden anderen analytischen Rubetten zu
benutzen.
3.1.2. Forschungsarbeiten mit Rubato
Die erste dokumentierte Forschungsarbeit mit Rubato ist von Mazzola et al.
durchgeführt worden (Mazzola/Zahorka/Stange-Elbe [1995]), und das Potential der
Software zeigte sich sofort:
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