zwischen den von der musikalischen Realität
gestellten Ansprüchen und der Rechenzeiten der Gewichte erreicht wird. Da diese
Werte jedoch stückabhängig sind, sollen sie erst später festgelegt und begründet
werden.
3.2. Parametrische Analyse
In seinem Buch Guidelines for Style Analysis (LaRue
[1970])17
Es wird hier beim Zitieren stets die neuere, leicht veränderte Ausgabe von 1992 benutzt (LaRue
[1992]).
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definiert LaRue eine Technik, um die Suche nach musikanalytischen Hypothesen zu
erleichtern. Die Grundidee dieser Technik ist es, den Notentext systematisch in fünf
musikalische Parameter aufzuteilen, um auf diese Weise eine bessere Kontrolle über die
einzelnen musikalischen Geschehnisse zu erringen, ohne jedoch das Gesamtbild aus den
Augen zu verlieren.
- Der Parameter Sound betrachtet das analysierte Objekt als
Geräusch18
Wegen der negativen Konnotation des Wortes ›Geräusch‹ und der Ungenauigkeit des Begriffs
›Klang‹ soll hier das englische Wort benutzt werden.
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Es kann laut oder leise, hoch oder tief sein, und mit einer vollen oder spärlichen
Textur bekleidet sein. Hier werden alle Fragen der Dynamik, der Register und
der Textur bearbeitet. In einem Stück für Orchester werden auch die Klangfarben
analysiert.
- Die Analyse der Harmonie (Harmony) liefert Informationen zur allgemeinen
Organisation der Stimmen sowie zur ihrer gegenseitigen Abhängigkeit, zu den
kontrapunktischen Vorgängen und zu den harmonischen Funktionen.
- Unter Melodie (Melody) werden die einzelnen Stimmen betrachtet und im Hinblick
auf Motive, Muster, Hoch-, Tief- und Wendepunkte analysiert.
- Die Analyse des Rhythmus (Rhythm) bezieht sich auf die zeitliche Verteilung der
musikalischen Ereignisse. Hier ist der Begriff nicht nur in seinem üblichen, sondern
auch in einem erweiterten Sinne zu verstehen: Es können die zeitlichen Werte der
einzelnen Noten analysiert werden, aber auch z. B. die proportionalen Dauern von
Variationen innerhalb eines Werkes – sei es in Bezug auf die Anzahl von Takten oder
die reale Dauer einer Interpretation. Eine Analyse des Metrums kann hier ebenfalls
durchgeführt werden.
- Die vier ersten Parameter machen es möglich, eine oft große Anzahl stichhaltiger
Informationen zu erringen. Um sie aber im Zusammenhang betrachten zu können,
bedarf es eines fünften Parameters, der die Interaktionen der vier anderen
betrachtet: den Verlauf (Growth). Dieser Parameter selbst besteht aus Bewegung
(Movement) und Gestalt (Shape). Mit Bewegung meint LaRue die zeitbezogene
Veränderung der Spannungsverhältnisse, wobei die Gestalt die Erinnerung an diese
Bewegung darstellt, wie die Spuren auf einer Eisfläche an die Bewegungsabläufe
eines Eiskunstläufers erinnern.
Die parametrische Analyse von LaRue besitzt die Eigenschaft, sich auf verschiedene
Ebenen anwenden zu lassen. So ist es möglich, eine Analyse in einem engen, einem
mittleren sowie auch in einem weiteren Rahmen zu betreiben, um durch die
Multiplizierung der Blickwinkel und der Skalen ein Werk besser erfassen zu können. Hier
soll aufgrund des bescheidenen Ausmaßes der Werke jedoch die Analyse im weiteren
Rahmen ausgelassen werden.
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