- 37 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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zwischen den von der musikalischen Realität gestellten Ansprüchen und der Rechenzeiten der Gewichte erreicht wird. Da diese Werte jedoch stückabhängig sind, sollen sie erst später festgelegt und begründet werden.

3.2.  Parametrische Analyse

In seinem Buch Guidelines for Style Analysis (LaRue [1970])17

17 Es wird hier beim Zitieren stets die neuere, leicht veränderte Ausgabe von 1992 benutzt (LaRue [1992]).

definiert LaRue eine Technik, um die Suche nach musikanalytischen Hypothesen zu erleichtern. Die Grundidee dieser Technik ist es, den Notentext systematisch in fünf musikalische Parameter aufzuteilen, um auf diese Weise eine bessere Kontrolle über die einzelnen musikalischen Geschehnisse zu erringen, ohne jedoch das Gesamtbild aus den Augen zu verlieren.
  • Der Parameter Sound betrachtet das analysierte Objekt als Geräusch18

    18 Wegen der negativen Konnotation des Wortes ›Geräusch‹ und der Ungenauigkeit des Begriffs ›Klang‹ soll hier das englische Wort benutzt werden.

    : Es kann laut oder leise, hoch oder tief sein, und mit einer vollen oder spärlichen Textur bekleidet sein. Hier werden alle Fragen der Dynamik, der Register und der Textur bearbeitet. In einem Stück für Orchester werden auch die Klangfarben analysiert.
  • Die Analyse der Harmonie (Harmony) liefert Informationen zur allgemeinen Organisation der Stimmen sowie zur ihrer gegenseitigen Abhängigkeit, zu den kontrapunktischen Vorgängen und zu den harmonischen Funktionen.
  • Unter Melodie (Melody) werden die einzelnen Stimmen betrachtet und im Hinblick auf Motive, Muster, Hoch-, Tief- und Wendepunkte analysiert.
  • Die Analyse des Rhythmus (Rhythm) bezieht sich auf die zeitliche Verteilung der musikalischen Ereignisse. Hier ist der Begriff nicht nur in seinem üblichen, sondern auch in einem erweiterten Sinne zu verstehen: Es können die zeitlichen Werte der einzelnen Noten analysiert werden, aber auch z. B. die proportionalen Dauern von Variationen innerhalb eines Werkes – sei es in Bezug auf die Anzahl von Takten oder die reale Dauer einer Interpretation. Eine Analyse des Metrums kann hier ebenfalls durchgeführt werden.
  • Die vier ersten Parameter machen es möglich, eine oft große Anzahl stichhaltiger Informationen zu erringen. Um sie aber im Zusammenhang betrachten zu können, bedarf es eines fünften Parameters, der die Interaktionen der vier anderen betrachtet: den Verlauf (Growth). Dieser Parameter selbst besteht aus Bewegung (Movement) und Gestalt (Shape). Mit Bewegung meint LaRue die zeitbezogene Veränderung der Spannungsverhältnisse, wobei die Gestalt die Erinnerung an diese Bewegung darstellt, wie die Spuren auf einer Eisfläche an die Bewegungsabläufe eines Eiskunstläufers erinnern.

Die parametrische Analyse von LaRue besitzt die Eigenschaft, sich auf verschiedene Ebenen anwenden zu lassen. So ist es möglich, eine Analyse in einem engen, einem mittleren sowie auch in einem weiteren Rahmen zu betreiben, um durch die Multiplizierung der Blickwinkel und der Skalen ein Werk besser erfassen zu können. Hier soll aufgrund des bescheidenen Ausmaßes der Werke jedoch die Analyse im weiteren Rahmen ausgelassen werden.


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