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Die Pedalisierung in der Etüde Nr. 11 verläuft also zum größten Teil nach redundanten – und leicht voneinander abweichenden – Mustern unterschiedlicher Länge. In deutlichem Kontrast hierzu stehen die Abschnitte2

2 Ein Abschnitt wird hier als eine mindestens zwei Takte umfassende Einheit definiert.

, in welchen Chopin keine Pedalanweisungen notiert hat, nämlich die T. 1–4, 41–44, 53–54, 59–68 und 85–963

3 Der pedalfreie Abschnitt beginnt genau genommen mit T. 84. Da aber sonst alle anderen Abschnitte eine gerade Anzahl von Takten umfassen, wäre hier eine Ausnahme merkwürdig. Wird aber das Pedalmuster von T. 83–84 als eine Einheit betrachtet, so ist klar, dass es schon häufig vorgekommen ist (vgl. T. 5–6, 7–8 usw.). Demnach ist die hier vorgeschlagene Einteilung (T. 85–96) durchaus zulässig.

. Bei einer Betrachtung des Gesamtbildes heben sich diese Abschnitte – unter denen sich bemerkenswerterweise der Anfang und das Ende der Etüde befinden – durch ihre Seltenheit hervor.

4.1.4.  Register

Um eine Analyse der Register vorzunehmen, ist eine Pianoladarstellung besonders gut geeignet. In dieser Darstellungsform werden Tonhöhen auf der y- und Tondauern auf der x-Achse abgebildet. Die komplette Etüde Nr. 11 wird in dieser Form in Abbildung 4.9 gezeigt. Die Zahlen über jedem Streifen beziehen sich auf die Taktzahlen, und die dickeren waagerechten Linien heben die Note C einer jeweiligen Oktave hervor.

Die von Chopin verwendeten Register verteilen sich in der Regel um das mittlere C des Klaviers, ihre Bandbreite ist allerdings sehr variabel. So sind rechte und linke Hand auf der ersten Note von T. 5 ca. sechs Oktaven voneinander entfernt, in T. 92 trennt sie aber durchgehend nur eine Oktave.

Bezogen auf die Register gibt es ein sehr charakteristisches Muster, welches in der Etüde sechsmal vorkommt (T. 5–8, 13–16, 23–26, 31–34, 69–72, 77–80). Dort beginnt die rechte Hand sehr hoch und steigt gleichmäßig über vier Takte hinweg um ca. 3 Oktaven ab, wobei die linke Hand eine Note sehr tief, dann aber zwei Takte lang im mittleren Register und noch zwei Takte wieder tief spielt. Die sehr große Distanz, ja die Kluft zwischen beiden Händen am Anfang jeder dieser Abschnitte wird einmal (in T. 31) gemildert, indem die linke Hand eine Oktave höher als sonst spielt.

In vielen Abschnitten dieser Etüde werden homogene, um das Zentrum verteilte Register in einer Breite von ca. 5–6 Oktaven verwendet (T. 9–12, 17–22, 27–30, 35–40, 73–76, 81–84). Diese Homogenität kommt bei einer Analyse im mittleren Rahmen zum Vorschein, aber sie verfliegt bei einer Betrachtung im engen Rahmen. Abbildung 4.10 zeigt beispielhaft die T. 9–12 in Pianoladarstellung (mit einem waagerechten Zoom). Man sieht hier deutlich, dass beide Hände in einem gewissen Parallelismus wellenförmig zueinander verlaufen, und dass somit die effektive Breite der Register nicht fünf bis sechs, sondern nur etwa drei Oktaven entspricht.

Vier Abschnitte dieser Etüde sind so aufgebaut, dass eine Hand statisch in einem bestimmten Register verweilt, während die andere sich gleichmäßig verändert. In den T. 41–44 bleibt die rechte Hand im oberen Register während die linke Hand absteigt, und in den T. 89–91 werden die Rollen beider Hände vertauscht. In den


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