nicht beheben. Außer dem Pflichtstück trug dieses Orchester ein
avantgardistisches Werk vor (Jan Dvorak, ›Quarantäne‹), das trotz größter
Konzentration durch Unsicherheiten (mangelnde Klangvorstellung?) in der Intonation
und im Wechsel mit den vorgesehenen Sprechteilen Einbußen seiner Wirkung
erlitt.
Die beiden V-Orchester standen dagegen unter der Leitung von Berufsdirigenten.
Orchester V-1 trat in einer Besetzungsstärke von 27 Instrumentalisten/- innen
auf.8
8 Gegenüber der ›Normalbesetzung‹ (2.2.2.2.-2.2.0.0.- 1.) war diese Zahl reduziert, da das
Werk nur eine einfache Bläserbesetzung vorsieht.
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Da
das Werk (Françaix, ›Der hinkende Teufel‹) zwei Solosänger vorsah, bot der programmatische
Inhalt der Dirigentin Gelegenheit, vor Spielbeginn auf das Werk formal und inhaltlich
einzugehen. Dies führte bei Spielern wie Zuhörern zu einer sichtbar aufmerksamen
Erwartungshaltung.9
9 Leider war die Kameraführung im Verlauf des Vortrags auf die Solisten gerichtet, so daß
Dirigat und Spiel des Orchesters wenig sichtbar wurden.
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Der Höreindruck vermittelte eine musikalisch und spieltechnisch solide Leistung des
Orchesters. Vor allem die Solobläser waren gefordert, während der Streichersatz keine
allzu großen spieltechnischen Hürden aufstellte. Das Bemühen und die Freude, neue
Wege zu gehen, und dies dem Publikum mitzuteilen, war mimisch, gestisch und
körpersprachlich sichtbar und in der Präzision und Leichtigkeit des Spiels auch hörbar.
Die Wahl des Werkes kann als geschickt betrachtet werden: es war für Spieler wie
Zuhörer weitgehend unbekannt, musikalisch interessant und durch die Sänger
mit einer Handlung versehen. Gute Laien-Bläser konnten sich einer solistischen
Aufgabe stellen oder hätten gezielt durch professionelle Aushilfen ergänzt werden
müssen. Die Gesangspartien mußten professionell besetzt werden, was sich auf die
Werkinterpretation des Orchesters positiv auswirkte. Orchester V-2 stellte mit über
60 Musikern das größte Ensemble der Veranstaltung. Dvoáks symphonische
Dichtung ›Der Wassermann‹ lud ebenfalls zu einem einleitenden Kommentar ein,
der allerdings in diesem Fall von einem Orchestermitglied übernommen wurde.
Dirigat und Körpersprache des Dirigenten vor und nach dem Auftritt ließen den
Berufsdirigenten erkennen. Die Größe der Besetzung und die voluminöse Klangstruktur
des Werkes rückten den Gesamtklang in den Vordergrund der Betrachtung.
Ungenauigkeiten in Details konnten so kaum hörbar, bei den Streichern allenfalls durch
die Bogentechnik sichtbar werden, exponierte Solostellen waren sorgfältig studiert und
wurden vom Dirigenten gestisch unterstrichen. Dieser Vortrag hinterließ den
Gesamteindruck des Versuchs einer musikalisch und optisch der Situation des
kommerziellen Konzertbetriebes ebenbürtigen Präsentation. Die Unterschiedlichkeit der
auftretenden Ensembles in Besetzung, Leistung und Darstellung dokumentierte die
Vielschichtigkeit der Laienorchesterarbeit. Demzufolge trat das Kriterium einheitlicher
Wettbewerbsbedingungen für in sich geschlossene Ensemble-Kategorien, die
den Ausgangspunkt der Veranstaltung darstellten, in den Hintergrund. Der
Gedanke der Begegnung und des gegenseitigen Vorstellens der eigenen Arbeit
rückte von selbst ins Zentrum der Wahrnehmungen. Eine größere Zuhörerschaft
anstelle einer postierten Jury hätte die Situation einer Bewertung entschärfen
und die gegenseitige Präsentation zu einem Wert an sich und damit zu einem
Bildungsereignis in Form der unmittelbaren Anschauung und des Zuhörens werden lassen
können.
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