einzelne Orchester im Rahmen der Möglichkeiten des
Urheberrechts sogar gezielte Arrangements erstellen lassen können, oder daß für einzelne
Orchesterstimmen individuelle Vereinfachungen, spieltechnische Hilfestellungen
oder sogar exemplarische Übeanleitungen von fachkundiger Hand einrichtet
werden. Diese orchesterpädagogische Aufbereitung könnte z.B. auf elektronischem
Datenwege erfolgen und parallel bzw. durch Querverweise ergänzend zur oben
erörterten Literaturrecherche von einem musikwissenschaftlichen Institut betreut
werden. In der hier angedeuteten Verfahrensweise ließe sich im Prinzip die gesamte
Laienorchesterliteratur aufarbeiten. Dann stünden dem einzelnen Dirigenten
und seinem Orchestervorstand die künstlerisch-praktischen Informationen zur
Verfügung, die zur Auswahl der jeweils geeigneten Kompositionen und zu einer in
Methodik und Didaktik effizienten erwachsenenpädagogischen Orchesterarbeit führen
könnten.
6.2. Der Dirigent als musikalischer Erwachsenenbildner
Die in der vorliegenden Studie gewonnenen Ergebnisse empirischer und quellenkritischer
Analyse führen zu der Erkenntnis, daß sowohl der künstlerische Leiter als
auch der verantwortliche Organisator über konkrete Handlungskompetenzen
erwachsenenpädagogischer Didaktik verfügen sollten, um den Teilnehmererwartungen der
Laienorchesterspieler gerecht werden zu können. Nun kann an dieser Stelle kein
umfassendes orchesterpädagogisches Curriculum entwickelt werden, wohl aber können die
Schlüsselverbindungen zu bereits vorliegenden didaktischen Konzepten der allgemeinen
Erwachsenenbildung hergestellt und auf die Laienorchesterarbeit focussiert werden. Dabei
geht es zunächst um die Entwicklung eines entsprechenden Bewußtseins, die inhaltliche
Sequenzierung und die Reflexion der einzelnen didaktischen Teilbereiche. Dies entspräche
der von FUHR herausgearbeiteten Notwendigkeit der ›Professionalisierung von
Erwachsenenbildnern‹.19
19 »Es ist eine Bestimmung der Aufgaben des Erwachsenenbildners und der spezifischen
erwachsenenbildnerischen Handlungsstrukturen, mit denen diese Aufgaben erfüllt werden
können, erforderlich, um von dieser Seite aus die Professionalisierbarkeit des
erwachsenenbildnerischen Handelns untersuchen zu können. Unter Professionalisierung
verstehen wir dann nicht notwendig die Annäherung eines Berufes an bestimmte
Merkmale klassischer Professionen, sondern die Verbesserung der Aufgabenbearbeitung in
Rückgriff auf theoretisches Wissen.« (FUHR, S. 32.)
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Wie bereits in Kap. 2.2.2 ausgeführt, hat die Erwachsenenbildung den zentralen Stellenwert
der Teilnehmerinteressen für die Legitimation ihrer Arbeit eingehend erörtert. Diese
Bedeutung gilt auch uneingeschränkt für die Laienorchesterarbeit, die ohne das persönliche
Interesse und den freiwilligen Zusammenschluß der Instrumentalisten nicht existieren
würde.20
20 Vgl. TIETGENS 1991, S. 139 und 142.
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Somit muß der künstlerische Leiter die didaktische Verantwortung, die sich aus den
Teilnehmerinteressen ableiten läßt, berücksichtigen. Die These SIEBERTS für eine
konstruktivistische Didaktik in der Erwachsenenbildung behält ihre Gültigkeit auch bei
einer konkreten Zuspitzung auf die Laienorchesterarbeit: »Didaktik ist prinzipiell die
Vermittlung zwischen der Sachlogik des Inhalts und der Psychologik des/der Lernenden.
Zur Sachlogik gehört eine
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