- 161 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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einzelne Orchester im Rahmen der Möglichkeiten des Urheberrechts sogar gezielte Arrangements erstellen lassen können, oder daß für einzelne Orchesterstimmen individuelle Vereinfachungen, spieltechnische Hilfestellungen oder sogar exemplarische Übeanleitungen von fachkundiger Hand einrichtet werden. Diese orchesterpädagogische Aufbereitung könnte z.B. auf elektronischem Datenwege erfolgen und parallel bzw. durch Querverweise ergänzend zur oben erörterten Literaturrecherche von einem musikwissenschaftlichen Institut betreut werden. In der hier angedeuteten Verfahrensweise ließe sich im Prinzip die gesamte Laienorchesterliteratur aufarbeiten. Dann stünden dem einzelnen Dirigenten und seinem Orchestervorstand die künstlerisch-praktischen Informationen zur Verfügung, die zur Auswahl der jeweils geeigneten Kompositionen und zu einer in Methodik und Didaktik effizienten erwachsenenpädagogischen Orchesterarbeit führen könnten.

6.2.  Der Dirigent als musikalischer Erwachsenenbildner

Die in der vorliegenden Studie gewonnenen Ergebnisse empirischer und quellenkritischer Analyse führen zu der Erkenntnis, daß sowohl der künstlerische Leiter als auch der verantwortliche Organisator über konkrete Handlungskompetenzen erwachsenenpädagogischer Didaktik verfügen sollten, um den Teilnehmererwartungen der Laienorchesterspieler gerecht werden zu können. Nun kann an dieser Stelle kein umfassendes orchesterpädagogisches Curriculum entwickelt werden, wohl aber können die Schlüsselverbindungen zu bereits vorliegenden didaktischen Konzepten der allgemeinen Erwachsenenbildung hergestellt und auf die Laienorchesterarbeit focussiert werden. Dabei geht es zunächst um die Entwicklung eines entsprechenden Bewußtseins, die inhaltliche Sequenzierung und die Reflexion der einzelnen didaktischen Teilbereiche. Dies entspräche der von FUHR herausgearbeiteten Notwendigkeit der ›Professionalisierung von Erwachsenenbildnern‹.19

19 »Es ist eine Bestimmung der Aufgaben des Erwachsenenbildners und der spezifischen erwachsenenbildnerischen Handlungsstrukturen, mit denen diese Aufgaben erfüllt werden können, erforderlich, um von dieser Seite aus die Professionalisierbarkeit des erwachsenenbildnerischen Handelns untersuchen zu können. Unter Professionalisierung verstehen wir dann nicht notwendig die Annäherung eines Berufes an bestimmte Merkmale klassischer Professionen, sondern die Verbesserung der Aufgabenbearbeitung in Rückgriff auf theoretisches Wissen.« (FUHR, S. 32.)

Wie bereits in Kap. 2.2.2 ausgeführt, hat die Erwachsenenbildung den zentralen Stellenwert der Teilnehmerinteressen für die Legitimation ihrer Arbeit eingehend erörtert. Diese Bedeutung gilt auch uneingeschränkt für die Laienorchesterarbeit, die ohne das persönliche Interesse und den freiwilligen Zusammenschluß der Instrumentalisten nicht existieren würde.20

20 Vgl. TIETGENS 1991, S. 139 und 142.
Somit muß der künstlerische Leiter die didaktische Verantwortung, die sich aus den Teilnehmerinteressen ableiten läßt, berücksichtigen. Die These SIEBERTS für eine konstruktivistische Didaktik in der Erwachsenenbildung behält ihre Gültigkeit auch bei einer konkreten Zuspitzung auf die Laienorchesterarbeit: »Didaktik ist prinzipiell die Vermittlung zwischen der Sachlogik des Inhalts und der Psychologik des/der Lernenden. Zur Sachlogik gehört eine

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