- 168 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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wird unaufhaltsam zum Orchestermanagement. Der gestiegene und weiterhin steigende Anspruch kultureller Öffentlichkeitsarbeit verlangt ein wachsendes Maß an Kenntnis in den unterschiedlichsten Bereichen. Allein Rechtsfragen können Laienorchesterarbeit in folgenden Zusammenhängen berühren: Urheberrecht (Notenmaterial, Aufführungsrechte), Vereinsrecht (Orchester als e.V.), Steuerrecht (Verträge mit Veranstaltern, Einkünfte, Sponsoring), Arbeitsrecht (Honorare oder Arbeitsverträge für Dirigent/Stimmführer), Presserecht (z.B. Reklame in Programmheften), Versicherungsrecht (Haftpflicht, Instrumentenversicherung, Jugendschutz, Reisevertragsrecht), ggf. übergeordnetes Institutsrecht. Kenntnisse in der Büroorganisation sind für alle die genannten Anforderungen ebenso wichtig wie die Fähigkeit zu sicherer und überzeugender freier Rede (vor dem Orchester, vor Publikum, in Verhandlungen mit Veranstaltern, Geldgebern, Institutsleitern, regionalen Kulturpolitikern, Leitern von Tagungshäusern u.a.). Die Jeunesses Musicales veranstaltet für den Bereich Jugendorchester Fortbildungen zu diesen Themen und behandelt in ihrem Handbuch in Form einer Lose-Blatt-Sammlung eine Reihe der hier angerissenen Problemfelder.33
33 JMD: Veranstaltungsprogramm 1996; Siehe HAHLWEG, Handbuch Jugendorchester.
Ein entsprechendes Informationswerk für den Bereich der musikalischen Erwachsenenbildung im Ensemblebereich, speziell für Laienorchester, wäre notwendig, um den meist ehrenamtlich tätigen Orchestermanagern34
34 Die Landesregierung Niedersachsen z.B. hat über den Landesmusikrat beim Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung an der Universität Hannover eine Studie zu »Motivation und Typen ehrenamtlicher Tätigkeit in Niedersachsen« in Auftrag gegeben, die speziell den Laienmusikbereich erfaßt hat: Karl Ermert: Ehrenamt in der Musikkultur. Forschungsbericht 11 des Instituts für Musikpädagogische Forschung der Hochschule für Musik und Theater Hannover 1999.
mehr Kompetenz und Sicherheit für ihre Aufgabe zu vermitteln. Ziel wäre es, den Mut und die Flexibilität der Orchestermanager zu stärken, und den Aktionsraum der Orchester in bezug z.B. auf Sponsoren, umständliche Notenleihvorgänge, CD-Produktionen, Orchesterreisen und außermusikalische Bildungserwartungen zu erweitern. Letztlich lassen sich alle Aufgaben des Orchestermanagements nach innen wie nach außen auf einen gemeinsamen definitorischen Nenner bringen, nämlich »die Fähigkeit, Beziehungen zu schaffen. Diese Fähigkeit liegt – als conditio sine qua non – aller öffentlichen Mitteilung zugrunde. Sie ist die Grundform des gesellschaftlichen Kommunizierens schlechthin.«35
35 AVENARIUS, S. 3.

In der sogenannten ›Kommunikationsgesellschaft‹ der Wende zum 21. Jahrhundert ist die Kommunikation der Orchesterteilnehmer somit Vorbedingung für ein demokratisch legitimiertes, professionelles Management, welches als Korrektiv und zugleich innovatives Element auf das traditionell autokratische künstlerische Selbstverständnis des Dirigenten einwirken kann, wenn dies von den Orchesterteilnehmern aus der Perspektive ihrer Bildungserwartungen und Bildungsansprüche heraus gewünscht wird.


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