wird unaufhaltsam zum Orchestermanagement. Der gestiegene
und weiterhin steigende Anspruch kultureller Öffentlichkeitsarbeit verlangt ein
wachsendes Maß an Kenntnis in den unterschiedlichsten Bereichen. Allein Rechtsfragen
können Laienorchesterarbeit in folgenden Zusammenhängen berühren: Urheberrecht
(Notenmaterial, Aufführungsrechte), Vereinsrecht (Orchester als e.V.), Steuerrecht
(Verträge mit Veranstaltern, Einkünfte, Sponsoring), Arbeitsrecht (Honorare
oder Arbeitsverträge für Dirigent/Stimmführer), Presserecht (z.B. Reklame in
Programmheften), Versicherungsrecht (Haftpflicht, Instrumentenversicherung,
Jugendschutz, Reisevertragsrecht), ggf. übergeordnetes Institutsrecht. Kenntnisse in der
Büroorganisation sind für alle die genannten Anforderungen ebenso wichtig wie die
Fähigkeit zu sicherer und überzeugender freier Rede (vor dem Orchester, vor Publikum,
in Verhandlungen mit Veranstaltern, Geldgebern, Institutsleitern, regionalen
Kulturpolitikern, Leitern von Tagungshäusern u.a.). Die Jeunesses Musicales veranstaltet
für den Bereich Jugendorchester Fortbildungen zu diesen Themen und behandelt in ihrem
Handbuch in Form einer Lose-Blatt-Sammlung eine Reihe der hier angerissenen
Problemfelder.33
33 JMD: Veranstaltungsprogramm 1996; Siehe HAHLWEG, Handbuch Jugendorchester.
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Ein entsprechendes Informationswerk für den Bereich der musikalischen Erwachsenenbildung im
Ensemblebereich, speziell für Laienorchester, wäre notwendig, um den meist ehrenamtlich tätigen
Orchestermanagern34
34 Die Landesregierung Niedersachsen z.B. hat über den Landesmusikrat beim
Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung an der Universität
Hannover eine Studie zu »Motivation und Typen ehrenamtlicher Tätigkeit in
Niedersachsen« in Auftrag gegeben, die speziell den Laienmusikbereich erfaßt hat: Karl
Ermert: Ehrenamt in der Musikkultur. Forschungsbericht 11 des Instituts für
Musikpädagogische Forschung der Hochschule für Musik und Theater Hannover
1999.
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mehr Kompetenz und Sicherheit für ihre Aufgabe zu vermitteln. Ziel wäre es, den Mut und
die Flexibilität der Orchestermanager zu stärken, und den Aktionsraum der Orchester in
bezug z.B. auf Sponsoren, umständliche Notenleihvorgänge, CD-Produktionen,
Orchesterreisen und außermusikalische Bildungserwartungen zu erweitern. Letztlich
lassen sich alle Aufgaben des Orchestermanagements nach innen wie nach außen auf
einen gemeinsamen definitorischen Nenner bringen, nämlich »die Fähigkeit, Beziehungen
zu schaffen. Diese Fähigkeit liegt – als conditio sine qua non – aller öffentlichen
Mitteilung zugrunde. Sie ist die Grundform des gesellschaftlichen Kommunizierens
schlechthin.«35
In der sogenannten ›Kommunikationsgesellschaft‹ der Wende zum 21. Jahrhundert ist
die Kommunikation der Orchesterteilnehmer somit Vorbedingung für ein demokratisch
legitimiertes, professionelles Management, welches als Korrektiv und zugleich innovatives
Element auf das traditionell autokratische künstlerische Selbstverständnis des
Dirigenten einwirken kann, wenn dies von den Orchesterteilnehmern aus der
Perspektive ihrer Bildungserwartungen und Bildungsansprüche heraus gewünscht
wird.
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