Einzelnen? Kommt es realiter zum musikalisch-intellektuellen
Austausch »zwischen den Orchestern und der Bevölkerung«? In welcher Form
leisten die Nachfolgemaßnahmen einen gezielten und multiplikativen Beitrag zur
»Breitenarbeit« und zur musikalischen Bildung dieser speziellen Kundschaft?
Der Deutsche Musikrat sieht den Bildungsauftrag des Orchesterwettbewerbs
innerhalb der drei Bereiche Leistungsvergleich, Begegnung und Impuls für die
Breitenarbeit.36
Damit sind drei pädagogisch und kulturpolitisch intendierte Aspekte miteinander
verknüpft: Die – an professionellen Maßstäben gemessene – Präsentation des
Leistungsniveaus des eigenen Orchesters, das kritische und vergleichende Zuhören beim
Vortrag anderer Orchester und der anschließende persönliche Kontakt mit Mitgliedern
anderer Orchester sowie die aktive Multiplikatorenfunktion in der heimatlichen
Umgebung nach Abschluß des Wettbewerbs (Bericht über die Repräsentation örtlicher
Kulturleistung und Motivation weiterer Interessenten zum Orchesterspiel). Finanziert
durch die Kulturstiftung der Länder, mit Mitteln des Bundesinnenministeriums, ist die
Durchführung des Deutschen Orchesterwettbewerbs im vierjährigen Abstand
vorgesehen.37
37 MUSIK-ALMANACH 1996/97, S. 429; Die Gelder sollten ursprünglich der Deutschen
Nationalstiftung zugeführt werden, s. SUDER 1986, S. 5.
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Jeweils im Vorjahr finden die Landeswettbewerbe in allen 16 Bundesländern unter der Regie
der Landesmusikräte statt. Dort werden aus den auf Eigenbewerbung hin teilnehmenden
Orchestern die Landessieger für den Bundeswettbewerb ermittelt. Der Zuspruch auf
Landesebene ist unterschiedlich. So waren z.B. die südlichen Bundesländer und NRW 1996
recht stark vertreten, in Hamburg machte es dagegen 1995 Mühe, interessierte Orchester
zu mobilisieren (s. Kap. 5.2.), und in den neuen Bundesländern war die Resonanz sehr
gering.38
38 KINDT FB 4: »Es waren 11 Orchester vertreten, so daß gar nicht jedes Land diese
Kategorie bedienen konnte.«
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Landes- wie Bundeswettbewerb sollen mit Unterstützung der Landesrundfunkanstalten
erfolgen, die alle Rechte der Ton- und Bildaufzeichnung erhalten, dafür aber die
professionelle Dokumentation durch die öffentlich-rechtlichen Medienanstalten vornehmen
sollen.39
39 Schallplatten-Cover ›1. Deutscher Laienorchesterwettbewerb 1986‹, S. 2.
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Gemeinsames und Trennendes im Vergleich zum sportlichen Wettkampf wurde von Anbeginn gesehen
und benannt.40
40 »Sport und Musik haben in der Tat gar nicht so wenig gemeinsam, beide sind
Betätigungen, die breit im Volk verankert sind, beide reichen von der schlichten
Freizeitbeschäftigung bis zur bewunderten Spitzenleistung, beide kennen das
unermüdliche Training, beide brauchen neben der vergnüglichen Vorbereitung
die Anspannung der Bewährung, beide kennen die Begriffe der Breitenarbeit
und der Spitzenförderung, beide grenzen sorgsam die Amateure/Laien von den
Profis ab, ohne verhindern zu können, daß die Grenzen fließend geworden sind,
beide registrieren auch, daß die Begeisterung der Amateure und Laien bei den
Profis nicht immer wiederzufinden ist, beide kennen auch bei den Profis den
Star-Kult, der gelegentlich ins Krankhafte abzugleiten droht, und bei beiden
gibt es individuelle und Mannschafts-/ Kollektivleistungen.« (SUDER, 1986,
S. 4.)
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Die Teilnahmebedingungen sind an die Erfüllung folgender Kriterien geknüpft:
- kontinuierliches Arbeiten (mindestens zwei Jahre vor dem Bundeswettbewerb)
- regionales Einzugsgebiet der Teilnehmerschaft
- Mindestbesetzung (Sinfonieorchester: mindestens 40 Teilnehmer; Kammerorchester:
12–39 Teilnehmer)
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