Bei musizierenden Laien höheren Alters nimmt die motorische Fähigkeit ab, die
Hörerfahrung und musikalische Allgemeinbildung dagegen zu. Dem gesellschaftlichen
und sozialen Moment gemeinsamen Musizierens kommt eine stärkere Bedeutung
zu. Für diese didaktische Aufgabe sei die VHS als »Spezialist für das Lernen im
Erwachsenenalter prädestiniert«.53
53 HöPPNER, S. 446; LöSCHE, S. 23; JEDRO, S. 257.
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Das notwendige Ergänzungsangebot für instrumentalen Einzel- oder Kleinstgruppenunterricht
scheiterte bisher an finanziellen und strukturellen Vorgaben der Volkshochschulen.54
54 LöSCHE, S. 25f: Es sei »völlig unverständlich«, wenn der Großgruppenunterricht der
VHS dadurch legitimiert werden solle, daß »noch keine ausreichenden wissenschaftlichen
Erkenntnisse« darüber vorlägen, »inwieweit nicht doch bei Blas- und Streichinstrumenten
wenigstens Phasen des Einzelunterrichtes hinzukommen müssen, um vertretbare
musikalische Lernprozesse zu gewährleisten«. (Die VHS 1987, Blatt 62.445) LöSCHE fordert
eine entsprechende Ausstattung und Kooperation mit den Institutionen Hochschule und
Musikschule.
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Es fand und findet kein Austausch zwischen Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung
und der schulischen Musikpädagogik, und damit auch nicht mit Musikinstituten der
Hochschulen, statt.55
55 HOLTMEYER 1983, S. 35; TIBBE, S. 36. Hier wird versucht, Schulbücher wie ›Sequenzen‹
und ›Musik aktuell‹ als zu modifizierendes Unterrichtsmaterial in die Erwachsenenbildung
einzubringen.
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Hauptamtliche pädagogische Mitarbeiter an Volkshochschulen sind selten qualifizierte
Musiker oder Musikpädagogen. Bei nebenberuflichen Kräften ist oft ein Ausbildungsdefizit
zu beklagen.56
56 HOLTMEYER 1983, S. 35; HOLTMEYER 1989a, S. 180; LöSCHE, S. 26.
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Das musikalische Angebot an Volkshochschulen, vor allem im musiktheoretischen
Bereich, ist unsystematisch. Lernstrategien sind unzureichend entwickelt und werden
nicht effektiv angewandt. Gerade die Verknüpfung von Theorie und Praxis zählt zu
den zentralen Bildungserwartungen erwachsener Teilnehmer.57
57 ABEL-STRUTH 1977, S. 53: Es bestehe die Aufgabe einer »Entwicklung der noch
gänzlich ausstehenden Musikdidaktik für erwachsene Laien«, zit. bei HOLTMEYER 1983,
HOLTMEYER 1983, S. 37; Vgl. TIBBE, S. 56; GEMBRIS, S. 178.
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An Volkshochschulen existieren Musik-Ensembles aller Art nach zufällig sich ergebenden
Möglichkeiten und Bedürfnissen. ›Collegia musica‹ bzw. VHS-Orchester im Sinne
von Laiensinfonieorchestern oder Kammerorchestern sind vorhanden, obwohl sich die
entsprechende Klientel, das »besser situierte Bildungsbürgertum«, eher den Laienorchestern
außerhalb der VHS anschließt.58
58 HOLTMEYER 1989a, S. 175f.
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Der Schilderung der genannten Defizite schließen sich in nahezu jedem Artikel entsprechende
kulturpolitische Forderungen ihrer Autoren nach ihrer Kompensation an. Aus den genannten
Faktoren geht hervor, daß Laiensinfonieorchester eine Randerscheinung an Volkshochschulen
darstellen. Dennoch wird aus diesem Praxisfeld heraus auf erwachsenenspezifische
Erwartungen und Aufgaben aufmerksam gemacht, die sich auf die Laienorchesterarbeit
außerhalb der Volkshochschulen übertragen lassen. So wird eine altersspezifische
Klassifizierung, etwa durch den Titel ›Seniorenorchester‹, von den Teilnehmern
abgelehnt.59
Disziplin und Engagement
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