- 4 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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In den weiterführenden Schulformen ist es der Fremdsprachenunterricht, in dem man sich die bereits angeführten klanglich-rhythmischen Transfereffekte zunutze machen möchte. Nachdem seit nunmehr einigen Jahrzehnten das Lernziel statt im Erlernen der Grammatik mehr im Erwerb einer guten mündlichen und schriftlichen Verständigungsfähigkeit gesehen wird, liegt der Schwerpunkt des Unterrichts deutlich auf Hören und besonders Sprechen. Die Einbeziehung von fremdsprachigen Liedern soll in diesem Sinne u.a. ein akzentfreies Sprechen in die Wege leiten, dadurch, daß Musik

a) den Erwerb der Sprachintonation erleichtert (s.o.);
b) das auditive System sensibilisiert (s.o) und damit die Lautdiskrimination verbessert;
c) mit ihrem gleichmäßigen Fluß wiederum den Sprachfluß fördert (s. Klemm 1987, S. 41).

Eine besondere Methode des Fremdsprachenunterrichts ist die von dem bulgarischen Arzt und Psychiater Lozanov entwickelte Suggestopädie, die in den letzten Jahren indirekt auch unter dem Namen Superlearning in Fremdsprachenlehrgängen vermarktet wird. Die Integration von Musik spielt auch bei dieser Methode eine wichtige Rolle, doch liegt hier die Idee nicht im klanglich-rhythmischen Lerntransfer, sondern sie beruht u.a. auf der Annahme unterschiedlicher Mechanismen der Verarbeitung von Musik und Sprache im Gehirn. Die Anhänger dieser Methode glauben an eine strikte Aufgabenteilung im Cortex.

Die folgende rigorose Aufteilung gilt inzwischen als widerlegt. (Siehe auch Kapitel 3.3).

Sie soll so aussehen, daß die linke Gehirnhälfte für die Sprachverarbeitung zuständig ist, während die rechte Hemisphäre musikalische Reize entgegennimmt. Die Vertreter der Suggestopädie gehen davon aus, daß die Behaltensleistung von Vokabeln und fremdsprachlichen Texten durch die gleichzeitige Darbietung von Musik erheblich gesteigert werden kann, da quasi eine "Ausbalancierung" der Gehirntätigkeit stattfindet (s. Bruhn 1989, S. 91; Spychiger 1993, S. 365) und unbewußte Teile der Psyche aktiviert werden. Die Folge soll ein entspannter Aufmerksamkeitszustand und ein Mehr an Speicherkapazität sein (s. Schiffler 1989, S. 28;30).


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