3.2 Die Erklärungsansätze von Psychologie und Kognitionswissenschaft
3.2.1 Methodik
Möchte man mehr über den spezifischen Beitrag des Hörers zum Verstehensvorgang erfahren, so steht man vor dem Problem, daß die psychischen Prozesse, die zum Verstehen führen, nicht unmittelbar zugänglich sind. Sie laufen zum größten Teil unbewußt ab, sind also impliziter Natur.
Die psychologische Forschung, die als wissenschaftliche Disziplin erst ein gutes Jahrhundert alt ist, hat mit einer Vielzahl von Methoden versucht, dem komplexen menschlichen Verhalten näherzukommen. Die ganz zu Anfang angewandte introspektive Methode war aus dem oben genannten Grund relativ schnell zum Scheitern verurteilt. Ihre häufig widersprüchlichen Ergebnisse führten allerdings auch dazu, geistige Tätigkeiten ganz aus der psychologischen Forschung zu verbannen und nur das aus ihnen resultierende beobachtbare Verhalten zu untersuchen. Es ist nicht zu leugnen, daß einige wertvolle Resultate mit Hilfe dieses sogenannten behavioristischen Ansatzes gewonnen wurden, doch ist man sich heute weitgehend darüber einig, daß die in den sechziger Jahren vollzogene Wende zur Kognitiven Psychologie für das Verständnis menschlichen Verhaltens die bisher tiefgreifendsten Erkenntnisse gebracht hat (vgl. Anderson 1989, S. 21). Mentale Zustände und Vorgänge rückten erneut in den Mittelpunkt des Interesses und bildeten als nicht direkt zugängliche Black-Box-Phänomene das eigentliche Forschungsziel:
Input ---------->
z.B. sprachl. Äußerung, musi-
kalische Kompo- sition |
Black Box ---------->
mentale Struk- turen und Pro- zesse | Output
Reaktion im weistesten Sinn: psy- chisch, in- tellektuell motorisch |
Abb. 16: Black-Box-Modell
Die Kognitive Psychologie versucht also - auf einen Nenner gebracht - Theorien darüber zu
entwickeln, auf welchen zerebralen Mechanismen die menschliche Wahrnehmung, worauf Sehen, Hören,
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