- 51 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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Von Interesse ist auch, inwieweit sich für beide Verhaltensweisen gleichermaßen größere Organisationseinheiten feststellen lassen, die man in der Kognitiven Psychologie zumeist als Schemata bezeichnet. Sie sind aus mehreren Konzepten zusammengesetzte komplexe Wissensstruktu-ren, die durch Erfahrungen erworben werden und die die prototypischen, immer wiederkehrenden Eigenschaften von bestimmten Situationen oder Handlungen codieren. So ist z.B. die gleichbleibende Handlungsfolge beim Kaffee-Kochen im Schema KAFFEE KOCHEN abgebildet, welches von den situationsabhängigen Variablen (wie Zubereitung mit der Maschine oder per Hand) abstrahiert. Durch die ganzheitliche Verfügbarkeit und den hierarchischen Charakter der Schemata ist es einem Hörer beispielsweise auch möglich, nicht explizit genannte Einzelheiten mit Hilfe des jeweils aktivierten Schemas hinzuzusteuern. (Wenn mir ein Freund erzählt, er habe ein Konzert gegeben, kann ich annehmen, daß er vor Publikum gespielt hat.)

Nachdem der Rahmen für einen Vergleich kognitiver Mechanismen der Sprach- bzw. Musikverarbeitung abgesteckt worden ist, sollen in Kapitel 3.3 Resultate empirischer Untersuchungen dargestellt werden, welche die psychologischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Musik und Sprache aufzeigen.

3.3 Zusammenhänge von Sprache und Musik auf neuronaler und Ebene

Im Gefolge des kognitiven Ansatzes und seines Ziels, die zerebralen Mechanismen menschlichen Verhaltens zu bestimmen, wurden besonders sprachpsychologische Untersuchungen durchgeführt, wodurch die dem Sprachverstehen zugrundeliegenden Vorgänge vergleichsweise gut erforscht sind. Die psychischen Vorgänge musikalischen Verstehens wie Erkennen, Erinnern, Erleben, liegen dagegen zu einem großen Teil noch im Dunkeln. Grundsätzlich sind zwei Perspektiven zu unterscheiden, aus denen musikalisches Verhalten betrachtet werden kann:

"Unter der Perspektive der Systematischen Musikwissenschaft steht die Einzigartigkeit der Musik als künstlerisch geformter Gegenstand im Vordergrund. Es wird gefragt, wie die psychischen Vorgänge zu beschreiben sind, die das Spezifikum musikalischen Verstehens


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