- 52 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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ausmachen. Unter der Perspektive der Allgemeinen Psychologie wird das Gemeinsame von Musik und anderen Objektbereichen betont." (Stoffer 1990, S. 59)

Im Rahmen der vorliegenden Fragestellung liegt es auf der Hand, die letztgenannte Strategie zu verfolgen und in Erfahrung zu bringen, welche aus anderen Objektbereichen bekannten psychischen Vorgänge auch das musikalische Verstehen mitbestimmen. Aufgrund der Vorreiterrolle der Psycholinguistik sind die bisher erkannten Prinzipien der sprachlichen Informationsverarbeitung nicht selten auch im musikalischen Bereich überprüft, teilweise sogar die theoretischen Konzepte und Methoden an die Erforschung musikalisch-psychischer Mechanismen adaptiert worden (s. besonders Kap. 4).

Die folgenden ausgewählten Untersuchungsergebnisse sollen einen Überblick über den derzeitigen Wissensstand bezüglich Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Sprach- bzw. Musikverarbeitung geben. Sie werden getrennt nach neuronaler und mentaler Zugangsweise (s. Kap. 3.2.2.3) vorgestellt.

3.3.1 Vergleich auf neuronaler Ebene

Die physikalische Basis für alle kognitiven Fähigkeiten ist das Zen-tralnervensystem, innerhalb dessen Informationsverarbeitungsprozesse stattfinden. Besonders die neuronalen Funktionen der Großhirnrinde sind dabei von größter Bedeutung. Informationen werden in Form von elektrochemischen Signalen weitergeleitet und können auf verschiedene Art und Weise verschlüsselt sein: Sie werden im wesentlichen abgebildet durch die sich ständig ändernden elektrochemischen Aktionspotentiale der Nervenzellen, den Aufbau von Aktionsmustern in größeren Nervenzellverbänden sowie den neuronalen "Schaltplänen" des Gehirns (s. Anderson 1989, S. 29).

Die Hypothese, daß bestimmte Funktionen des Gehirns - wie z.B. Sprache - in abgrenzbaren Gebieten des Cortex lokalisierbar seien, war schon im 19. Jahrhundert Auslöser umfangreicher Forschungsarbeit. Dem funktionalistischen Ansatz (s. Kap. 3.2.2.3) folgend wurde nämlich davon ausgegangen, daß in gleichen Arealen lokalisierbare Funktionen auf den gleichen kognitiven Prinzipien beruhen müßten. Man untersuchte daher post mortem die Gehirne von


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