- 6 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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Sprech-/Artikulationsstörungen | Sprachstörungen
_________________________|_______________
Stottern | Aphasien
Stammeln |
Poltern |
(Stimmstörungen) |

Tab. 1: Kategorisierung der Sprech- und Sprachstörungen

Im Gegensatz zu den eigentlichen Sprachstörungen, liegt bei den Sprechstörungen keine durch eine hirnorganische Erkrankung erzeugte Beeinträchtigung des Sprachsystems (d.h. des sprachlichen Wissens) vor, sondern es handelt sich um sprechrhythmische Schwierigkeiten (Stottern und Poltern) oder um Probleme mit der Lautbildung (Stammeln und erneut Poltern) bzw. der Stimmbildung. Für diese motorisch bedingten Fehlleistungen erscheint der Einsatz von Musik ideal, da man davon ausgeht, daß sie durch den ihr selbst inhärenten Rhythmus, durch die Akzentuierungen und die (meistens) leicht erkennbare Strukturiertheit das Timing für sprachrhythmische Prozesse verbessern helfen kann. Die mit ihr einhergehende auditive Sensibilisierung stellt zudem nach allgemeiner Ansicht eine wichtige Voraussetzung für eine einwandfreie Lautbildung dar (s. auch Kap. 1.1).
Die Notwendigkeit differenzierter auditiver Fähigkeiten zeigt sich besonders deutlich an den Artikulationsschwierigkeiten bei tauben und schwerhörigen Menschen. Im Bereich der Taubstummenpädagogik greift man daher im Zuge der Sprachanbahnung trotz der Hörschäden gern im o.g. Sinne auf die rhythmischen Qualitäten der Musik zurück, da diese taktil-kinästhetisch erfahren werden können (s. Moog 1976).
Auch im therapeutischen Bereich setzt man also auf die in Kapitel 1.1 angesprochenen Transfereffekte. U.a. Moog (1978) hat gezeigt, daß regelmäßiges Musizieren eine signifikante Reduktion der Sprachfehler bei Sprachbehinderten zur Folge hat. Eine Erklärung des positiven Transfers läßt er jedoch außen vor.

Störungen des Sprachvermögens, sogenannte Aphasien, treten meistens bei Verletzungen der linken Gehirnhälfte auf und können recht unterschiedlich aussehen. Eine detaillierte Klassifikation der Aphasie-Arten würde hier zu weit führen.

Einige weiterführende Fakten finden sich in Kap. 3.3.1; Für eine genaue Klassifikation s. Leuninger, Helen: Neurolinguistik. Probleme, Paradigmen, Perspektiven. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1989.


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