- 11 -Kim, Jin Hyun: Musikwissenschaft in der Postmoderne 
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2.  Die Debatte um die Kritik an der Moderne

2.1.  Modernistische Kritik an der Moderne

Die Kritik an der Moderne findet sich schon bei der Debatte der Modernisten wie Max Weber, Theodor Adorno, Jürgen Habermas etc., die zu den Denkern der Moderne gezählt werden. Sie sind sich darüber einig, dass die im Projekt der Aufklärungs-Moderne ausgedrückte Idee der Moderne – Vernunft- und Fortschrittsglaube – im Zuge der modernen Rationalisierung verloren geht, und dass in der höchst rationalisierten Moderne paradoxerweise die Irrationalität herrscht. Die modernistische Kritik an der Moderne geht von einer gemeinsamen Haltung aus: Zurückweisung des herrschenden Irrationalismus. Die Debatte um die Kritik an der Moderne konzentriert sich dabei auf das Prinzip der Rationalität und der Vernunft, das durch den Modernisierungsprozess in Aporien geraten ist.

Die Rationalität wird bei Max Weber als ein zentrales Thema der Moderne behandelt. Weber zufolge wurde die abendländische Kultur stufenweise rationalisiert.1

1
Vgl. Weber, M., Die protestantische Ethik (hrsg. von J. Winckelmann), Gütersloh: Gütersloher Verl., 1965.
Mit der Rationalisierung meint Weber die Entzauberung, d. h. einen Befreiungsprozess von den Zwängen magisch-deterministischer Weltbilder. Im Zuge des okzidentalen Prozesses der Rationalisierung zerfallen die religiösen und metaphysischen Weltbilder. In der modernen Gesellschaft sind auch die traditionalistischen Weltbilder, die Kontext und Ergänzung bürgerlicher Ideologien dargestellt haben, aufgeweicht und durch die gesellschaftliche Rationalisierung, die Entwicklung der kapitalistischen Ökonomie und der Verwaltungsbürokratie, immer weiter aufgelöst worden. Rationalität lässt sich demnach als Folge der Rationalisierung erfassen. Weber unterscheidet zwei Formen der Rationalität nach wertorientierten und zweckgerichteten Handlungen: Wertrationalität und Zweckrationalität.

Rein wertrational handelt, wer ohne Rücksicht auf die vorauszusehenden Folgen handelt im Dienst seiner Überzeugung von dem, was Pflicht, Würde, Schönheit, religiöse Weisung, Pietät oder die Wichtigkeit einer ›Sache‹ gleichviel welcher Art, ihm zu gebieten scheinen.2

2
Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen: J. C. B. Mohr, 1972, S. 12.

Zweckrational handelt, wer sein Handeln nach Zweck, Mitteln und Nebenfolgen orientiert und dabei sowohl die Mittel gegen die Zwecke, wie die Zwecke gegen die Nebenfolgen, wie endlich auch die verschiedenen möglichen Zwecke gegeneinander rational abwägt.3

3
Ebd., S. 13.

Webers Diagnose der Moderne basiert auf seiner Frage nach irrationalen Konsequenzen der abendländischen Rationalisierung. Durch die gesellschaftliche Modernisierung,


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