- 12 -Kim, Jin Hyun: Musikwissenschaft in der Postmoderne 
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d. h. die Entwicklung der Produktivkräfte, die Steigerung der Arbeitsproduktivität und die Durchsetzung politischer Zentralgewalten nimmt die Zweckrationalität zu. In der modernen Lebensführung, die im Wirtschaftsbetrieb und in der Verwaltungsbürokratie sichtbar ist, steht das Zweck-Mittel Verhältnis im Mittelpunkt. Dabei funktioniert die Rationalität als Mittel, um einen gegebenen Zweck zu ereichen. Wenn durch die Expansion der Zweckrationalität das Mittel für den Zweck gehalten wird, führt die Zweckrationalität zur Irrationalität. Die herrschende Irrationalität in der modernen Gesellschaft ist eine der Idee der Vernunft sowie der Rationalität widersprechende Folge, die sich aus dem Prozess der abendländischen Rationalisierung ergibt.

Die Weber’sche Diagnose der Zweckrationalität und Irrationalität der Moderne wird bei kritischen Denkern der Frankfurter Schule wie Max Horkheimer und Theodor W. Adorno aufgegriffen und geschichtsphilosophisch entwickelt. Den Ausgangspunkt stellt die Aporie der Moderne bzw. die Krise der Vernunft dar. Dabei konzentriert sich die Untersuchungsperspektive auf die Klärung des Rationalitätsbegriffs, welcher den ökonomischen und gesellschaftlichen Problemen der abendländischen Moderne zu Grunde liegt.

Mit dem Begriff der Vernunft geht Horkheimer in seiner Schrift »Zur Kritik der instrumentellen Vernunft« einher. Er führt neue Begriffe der objektiven und subjektiven Vernunft ein, die gemeinsam eine Einheit der Vernunft bildet. Während objektive Vernunft ein der Wirklichkeit innewohnendes Prinzip darstellt,4

4
Horkheimer, M., Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, Frankfurt a. M.: Fischer, 1997 (1. deutsche Auflage 1967), S. 16.
steht subjektive Vernunft für die instrumentelle Seite der Vernunft:

Sie [die subjektive Vernunft] hat mit Mitteln und Zwecken zu tun, mit der Angemessenheit von Verfahrensweisen an Ziele, die mehr oder minder hingenommen werden und sich vermeintlich von selbst verstehen. [...] Befaßt sie sich überhaupt mit Zwecken, dann hält sie es für ausgemacht, daß auch sie vernünftig im subjektiven Sinne sind, das heißt, daß sie dem Interesse des Subjektes im Hinblick auf seine Selbsterhaltung dienen [...].5

5
Ebd., S. 15.

Der Begriff der subjektiven Vernunft ist gleichbedeutend mit dem von Weber geprägten Begriff der Zweckrationalität bzw. der funktionalen Rationalität.6

6
Darauf verweist Horkheimer selber in einer Fußnote als Ergänzung zu seinem Begriff der subjektiven Vernunft (vgl. ebd., S. 17, Fußnote 1).
In der Neuzeit gewinnt jedoch die subjektive Vernunft immer mehr an Bedeutung und löst dadurch den objektiven Inhalt der Vernunft auf. So erreicht die Idee des Selbstinteresses und der Selbsterhaltung im Industriezeitalter ihren Höhepunkt. Die Vernunft wird nun zum Instrument zur Beherrschung des Menschen und der Natur.

Ausgehend von der Fragestellung, warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt,7

7
Adorno, T. W. / Horkheimer, M., Dialektik der Aufklärung, Frankfurt a. M: Fischer, 1997, S. 1.
geht das gemeinsame Projekt von Adorno und Horkheimer »Dialektik der Aufklärung« auf die Kritik an der europäischen Aufklärung ein. Die Hauptperspektive der Untersuchung konzentriert sich dabei auf den selbstzerstörerischen Vernunftbegriff der Selbsterhaltung. Adorno und Horkheimer sehen die Menschheitsgeschichte

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