- 55 -Kim, Jin Hyun: Musikwissenschaft in der Postmoderne 
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6.  Die Postmoderne als Wissenschaftskritik

6.1.  Die Debatte der hochtechnologisierten Gegenwart

Die Postmoderne als Diagnose der gegenwärtigen Kultur erweist sich nicht als eindimensional, wie die verschiedenen Diskurse über die gegenwärtige Gesellschaft und Kultur aufzeigen. Die postmodernen Diskurse haben jedoch einen gemeinsamen Ausgangspunkt: den Aufschwung der Technologie und die Entwicklung des Kapitalismus bei der gesellschaftlichen Modernisierung. Im soziologischen Diskurs bilden sich als Diagnose der hochindustrialisierten, technologisch fortgeschrittenen Gegenwart die Termini »Spätkapitalismus«, »postindustrielle Gesellschaft« etc. heraus.

Der Begriff »Spätkapitalismus«, der die letzte Entwicklungsstufe des Kapitalismus bezeichnet, findet sich 1972 zum ersten Mal im Titel eines Buches1

1
Mandel, E., Der Spätkapitalismus, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1972.
des belgischen Politik- und Wirtschaftswissenschaftlers Ernest Mandel. Die Stufen des Kapitalismus werden ihm zufolge nach den Entwicklungsstufen der folgenden technologischen Revolutionen im Kapitalismus geordnet:

  1. maschinelle Erzeugung der durch Dampfkraft getriebenen Motoren seit 1848
  2. maschinelle Erzeugung der Elektro- und Explosionsmotoren seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts
  3. maschinelle Erzeugung der elektronischen und kernenergetischen Geräte seit den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts.2
    2
    Ebd., S. 110; Jameson, F., Postmoderne – Zur Logik der Kultur im Spätkapitalismus, in: Huyssen, A. / Scherpe, K. R. (Hrsg.), Postmoderne. Zeichen eines kulturellen Wandels, Reinbek: Rowohlt, 1993, S. 78.

Diese verschiedenen Entwicklungsphasen des so genannten Maschinenzeitalters entsprechen nach Mandel jeweils merkantile[m] Kapitalismus; Monopolkapitalismus oder Imperialismus; multinationale[m] Kapitalismus oder Konsumkapitalismus.3

3
Jameson, F., ebd.
Er bezeichnet die letzte Stufe des Kapitalismus, den multinationalen Kapitalismus oder Konsumkapitalismus, als Spätkapitalismus.

Der Terminus »postindustrielle Gesellschaft« geht auf den Soziologen David Riesman zurück und wird heute von dem amerikanischen Soziologen Daniel Bell vertreten. In der Rede von postindustrieller Gesellschaft Bells handelt es sich in erster Linie um die Änderungen in der sozialen Struktur, bzw. den wirtschaftliche[n] Wandel, die Verschiebungen innerhalb der Berufsgliederung und das neue Verhältnis zwischen Theorie und Empirie, vor allem zwischen Wissenschaft und Technologie.4

4
Bell, D., Die nachindustrielle Gesellschaft, in: Welsch, Wolfgang (Hrsg.), Wege aus der Moderne, Berlin: Akad. Verlag, 1994, S. 144.
Der Begriff »postindustrielle Gesellschaft« wird Bell zufolge in fünf Dimensionen unterteilt:


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