- 56 -Kim, Jin Hyun: Musikwissenschaft in der Postmoderne 
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  1. Wirtschaftlicher Sektor: der Übergang von einer güterproduzierenden zu einer Dienstleistungswirtschaft;
  2. Berufsstruktur: der Vorrang einer Klasse professionalisierter und technisch qualifizierter Berufe;
  3. Axiales Prinzip: die Zentralität theoretischen Wissens als Quelle von Innovation und Ausgangspunkt der gesellschaftlich-politischen Programmatik;
  4. Zukunftsorientierung: die Steuerung des technischen Fortschritts und die Bewertung der Technologie;
  5. Entscheidungsbildung: die Schaffung einer neuen »intellektuellen Technologie«.5
    5
    Ebd., S. 145.

Bell sieht insbesondere in den Veränderungen des Wissenscharakters in Bezug auf die Entwicklung der Technologie den Übergang von einer industriellen zu einer postindustriellen Gesellschaft. Ein entscheidender Wandel im Charakter der Technologie ist Bells Ansicht nach in den letzten 25 Jahren eingetreten: Sie wandelte sich von einer mechanischen zu einer intellektuellen Technologie.6

6
Bell, D., Zukunft und Gesellschaft. Überlegungen zum Ende einer Epoche, in: Lettre International, Herbst 1997, S. 68. Nach Bell werden die neueren Technologien (d. h. Computer und Telekommunikation wie auch halbautomatisierte Produktionssysteme) durch Software, Programmierung und Computersprachen etc. »angetrieben«, auch wenn es natürlich weiterhin mechanische Technologie und Maschinen geben wird.
Die gegenwärtige Gesellschaft, die nach Bell durch Informations- und Kommunikationstechniken gekennzeichnet ist, wird von ihm postindustrielle Gesellschaft genannt. Mit dieser Diagnose rückt die Rolle des technologischen Fortschritts zum ersten Mal in den Vordergrund.

Technologie bleibt von nun an in der postmodernen Debatte ein zentrales Thema. Das zeigt sich am deutlichsten daran, dass das Buch »Das postmoderne Wissen« von Jean François Lyotard, durch das er den Begriff »Postmoderne« in die Philosophie eingeführt hat, eine Studie über die Lage des Wissens in den technologisch höchstentwickelten Gesellschaften, d. h. über Wissenschaft in der postindustriellen Gesellschaft, werden sollte. Im Eingangskapitel dieser Schrift führt er aus: Unsere Arbeitshypothese ist die, daß das Wissen in derselben Zeit, in der die Gesellschaften in das so genannte postindustrielle und die Kulturen in das so genannte postmoderne Zeitalter eintreten, sein Statut wechselt.7

7
Lyotard, J. F., Das postmoderne Wissen, Wien: Passagen, 1994, S. 19.
An dieser Passage ist zweierlei bemerkenswert: 1. Lyotard sieht die Transformation, d. h. den »Statutwechsel des Wissens« in enger Verbindung mit der technischen Entwicklung; 2. Er fasst die Transformation in die Postmoderne als ein reales, historisches Phänomen auf, indem er den Statutwechsel des Wissens in der Ideengeschichte betrachtet.


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