- Wirtschaftlicher Sektor: der Übergang von einer güterproduzierenden zu einer
Dienstleistungswirtschaft;
- Berufsstruktur: der Vorrang einer Klasse professionalisierter und technisch
qualifizierter Berufe;
- Axiales
Prinzip: die Zentralität theoretischen Wissens als Quelle von Innovation und
Ausgangspunkt der gesellschaftlich-politischen Programmatik;
- Zukunftsorientierung: die Steuerung des technischen Fortschritts und die
Bewertung der Technologie;
- Entscheidungsbildung: die Schaffung einer neuen »intellektuellen
Technologie«.5
Bell sieht insbesondere in den Veränderungen des Wissenscharakters in Bezug
auf die Entwicklung der Technologie den Übergang von einer industriellen
zu einer postindustriellen Gesellschaft. Ein entscheidender Wandel im
Charakter der Technologie ist Bells Ansicht nach in den letzten 25 Jahren
eingetreten: Sie wandelte sich von einer mechanischen zu einer intellektuellen
Technologie.6
Bell, D., Zukunft und Gesellschaft. Überlegungen zum Ende einer Epoche, in: Lettre
International, Herbst 1997, S. 68. Nach Bell werden die neueren Technologien (d. h.
Computer und Telekommunikation wie auch halbautomatisierte Produktionssysteme) durch
Software, Programmierung und Computersprachen etc. »angetrieben«, auch wenn es
natürlich weiterhin mechanische Technologie und Maschinen geben wird.
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Die gegenwärtige Gesellschaft, die nach Bell durch Informations- und
Kommunikationstechniken gekennzeichnet ist, wird von ihm postindustrielle Gesellschaft
genannt. Mit dieser Diagnose rückt die Rolle des technologischen Fortschritts zum ersten
Mal in den Vordergrund.
Technologie bleibt von nun an in der postmodernen Debatte ein zentrales
Thema. Das zeigt sich am deutlichsten daran, dass das Buch »Das postmoderne
Wissen« von Jean François Lyotard, durch das er den Begriff »Postmoderne« in
die Philosophie eingeführt hat, eine Studie über die Lage des Wissens in den
technologisch höchstentwickelten Gesellschaften, d. h. über Wissenschaft in
der postindustriellen Gesellschaft, werden sollte. Im Eingangskapitel dieser
Schrift führt er aus: Unsere Arbeitshypothese ist die, daß das Wissen in
derselben Zeit, in der die Gesellschaften in das so genannte postindustrielle und
die Kulturen in das so genannte postmoderne Zeitalter eintreten, sein Statut
wechselt.7
Lyotard, J. F., Das postmoderne Wissen, Wien: Passagen, 1994, S. 19.
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An dieser Passage ist zweierlei bemerkenswert: 1. Lyotard sieht die Transformation,
d. h. den »Statutwechsel des Wissens« in enger Verbindung mit der technischen
Entwicklung; 2. Er fasst die Transformation in die Postmoderne als ein reales,
historisches Phänomen auf, indem er den Statutwechsel des Wissens in der
Ideengeschichte betrachtet.
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