- 76 -Kim, Jin Hyun: Musikwissenschaft in der Postmoderne 
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Rock & Rolls nennt Grossberg die Indifferenz der Subjektivierung und der Kommerzialisierung. Solch eine affektive Struktur findet man auch in der TV-Kultur der Postmoderne: d. h. das Alltagsleben wird gleichzeitig als »unvoraussehbar und total voraussehbar«, »unkontrollierbar und total kontrollierbar« und »bedeutungsvoll und bedeutungslos« gebildet. Die economy of fun57
57
Ebd., S. 186.
vom Rock & Roll funktioniert als Grenzziehung der Differenz. Diese konstruiert jedoch eine imaginäre Differenz: die Hierarchie der Elite. Die affektive economy von Fernsehen funktioniert also als imaginäre Geltendmachung der Identität, mit anderen Worten: Das Fernsehen macht alles gleichgültig. Jede Botschaft muss auf den Fernsehbildschirm zugeschnitten sein. Grossberg sieht die Populärität Springsteens darin, dass er die Konstruktion der beiden economies – der Identität und der Differenz, der demokratischen Gleichgültigkeit und der Hierarchie von der Elite – ermöglicht hat. Die Musik Springsteens drücke dadurch eine neue ideologische und politische Position aus und gewinne somit an Bedeutung.58
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Vgl. ebd., S. 184–187.

In der die Postmoderne aus der linken Position heraus aufgreifenden Debatte in der Popmusikforschung handelt es sich vielmehr um die politische Bedeutung der Popmusik, deren Vorherrschaft sich auf die Herrschaft der Massen bezieht. Die Postmoderne in der Musik wird hierbei mit der populären Musik gleichgesetzt. Dabei wird die in der Moderne legitimierte Kunstmusik (E-Musik) anhand der durch die Aufhebung der Differenz von E- und U-Musik gekennzeichneten Postmoderne negiert. In der Debatte um die Postmoderne in der Popmusikforschung findet man jedoch keine Perspektive der Aufhebung der E- und U-Musik. Stattdessen wird die Legitimation der Vorherrschaft populärer Musik gegenüber der Kunstmusik unternommen, wie die oben vorgestellte Debatte aufzeigt. Die Postmoderne, die durch Delegitimation und Infragestellung der die Kunstmusik legitimierenden Prinzipien der Moderne gekennzeichnet ist, wandelt sich hierbei paradoxerweise zu einem Legitimationsdiskurs: Die Postmoderne als Deligitimation ist in der Popmusikforschung zum Legitimationsprinzip der Moderne mutiert.


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